Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

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Ethiofarmer
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Liebe Community,

heute gab es in der Deutschen evangelischen Kirche das Erntedankfest. Ich fuhr mit meiner Schwester und ihrer Familie dorthin, weil die deutsche Kirche in Äthiopien mehr als nur eine Kirche ist. Leute unterschiedlicher Konfessionen kommen dort zusammen, um sich jeweils nach dem Gottesdienst noch auszutauschen. Eine Frau kam auf mich zu, welche von meinem Vorhaben gehört hatte. Sie ist Agrarwissenschaftlerin und konnte mir wertvolle Tipps geben. Während wir ins Gespräch vertieft waren, kam eine andere Frau dazu und hörte interessiert zu. Als sie von den Plänen, Straßenkindern zu helfen, hörte, erzählte sie mir, dass sie selbst 3 kleine Waisenhäuser mit 100 Straßenkindern betreut. Sie unterstützt diese Kinder, damit sie zur Schule gehen können und so weiter. In Sandaffa habe sie nun eine kleine "Müslifabrik" aufgebaut. Doch Hafer und Gerste wird hier zu wenig angebaut, weswegen die Preise sehr hoch sind. Als ich "Sandaffa" hörte, wurde ich hellhörig. Da ich selbst in Sandaffa wohne, kenne ich den Stadtteil gut, in dem die Müslifabrik steht. Wir werden nun schauen, ob wir uns irgendwie gegenseitig helfen können.
Sie könnte mir zum Beispiel aus ihren Waisenhäusern die ältesten Jugendlichen als Arbeiter schicken, mit welchen zusammen ich Hafer und Gerste fürs Müsli anbauen kann. Für mich wäre der Vorteil, dass ich Jugendliche bekomme (16+ Jahre alt), die sie bereits kennt. Für sie hätte es den Vorteil, dass sie ihren Kindern eine Perspektive für die Zukunft anbieten kann und dabei noch für ihre Müslifabrik die Rohstoffe, das Getreide, anbauen kann. Da sie Hafer und Gerste braucht, hätte ich auch bereits einen sicheren Abnehmer unserer Erzeugnisse.

Die Agrarwissenschaftlerin gab mir auch wertvolle Tipps, wie man Produktionskosten in der Landwirtschaft sparen kann. Nicht nur, dass es gewisse Pflanzen gibt, die sich gegenseitig vor Schädlingen schützen (Karotten und Zwiebeln ins gleiche Beet!), sondern auch die richtige Marketingstrategie, damit keine Lagerkosten entstehen. Zwischenhändler müssen eigene Leute sein, damit kein Raum für Abzocke und damit unnötige Preissteigerung möglich ist.

Die Frau mit der Müslifabrik hat jetzt gerade eine Dörr-Maschine aus Deutschland mitgebracht. Damit kann sie zum Beispiel unsere Äpfel dörren und fürs Müsli mitverwenden. Also auch für die Äpfel ein sicherer Absatzmarkt.

Wir sind derweil noch dabei, finanzielle Mittel aufzutreiben, damit wir in Sandaffa endlich Zaun und Brunnen bauen können, um dort die Setzlingsproduktion zu beginnen.

Soweit mal wieder von hier!

Euer Ethiofarmer
Thomas
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elmike
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by elmike »

Hallo,
Ethiofarmer wrote: Sun Oct 14, 2018 10:08 pm Leute unterschiedlicher Konfessionen kommen dort zusammen, um sich jeweils nach dem Gottesdienst noch auszutauschen.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen, und dieser Austausch vor und nach dem Gottesdienst war zentraler Bestandteil des Dorflebens. Dort wurden Termine vereinbart und Abmachungen geschlossen... Wenns länger dauerte ging zum Wirt... Also recht oft... =)

Elmike
Ethiofarmer
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo Elmike,

wer auf dem Land aufgewachsen ist, weiß das Zusammensein - ob beim Gottesdienst oder beim Wirt - sehr zu schätzen. Oft werden Ideen gerade in geselliger Runde entwickelt. Erst lacht man über die Ideen und plötzlich konkretisieren sich die Ideen. Und da jeder noch seinen eigenen Bekanntenkreis hat, lernt man dann auch schnell den Bruder vom Nachbar vom Schulkameraden vom Onkel vom Bürgermeister kennen. Und der soll ja schließlich Fachmann sein.... ((-:

Das Stadtleben sagt mir gar nicht zu. Addis Ababa hat rund 7 mio Einwohner. Da fühle ich mich dann gar nicht wohl. Alles so unpersönlich. Auf dem Land bin ich ein Teil der Bevölkerung geworden. Das ist dann schon toll. Wenn wir hier dann anfangen, den Zaun zu bauen und den Brunnen zu graben, wird das also etwas ganz familiäres. So auch beim Umzug letzte Woche, als 2 Nachbar einfach spontan dazukamen, um zu helfen. Da sagt dann keiner "Ich habe jetzt keine Zeit". Man macht alles gemeinsam. So schön!

LG
Thomas
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Ethiofarmer
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo zusammen!

Gerade sitze ich im Zug irgendwo zwischen Mainz und Karlsruhe. Dank der Bahn und ihrer Verspätungen hat man viel Zeit. Mehr sogar, als man dachte (-;
Da fällt mir gerade ein Witz über die Bahn ein:
Schaffner verlangt die Fahrkarte einer Frau. Dann sagt er: Wo ist die Fahrkarte für ihr Kind?
Darauf die Frau: Wissen Sie, als ich eingestiegen bin, war ich noch Schwanger...


Also. Ich bin jetzt für ein paar Tage in Deutschland/Schweiz. Ich treffe viele Freunde dort und werde bei einigen Leuten noch eine genaue Projektplanung abgeben. Es gibt nämlich ein paar Leute, die mir noch finanziell helfen wollen. Wenn ich nächste Woche wieder zurückfliege, schreiten wir dann endlich zur Tat.
Einen Äthiopier, der seit über 25 Jahren in Deutschland lebt und selbst immer wieder Projekte in Äthiopien durchführt, habe ich heute morgen angerufen. Er arbeitet gerade an einem weiteren Projekt (Tiefbrunnen für die lokale Trinkwasserversorgung) an verschiedenen Orten. Da ich selbst etwa um Weihnachten herum wieder nach Wallaga fahre, um dort mit der Bezirksverwaltung einen Vertrag auszuarbeiten, kam ich mit eben jenem Äthiopier ins Gespräch. Mit ihm zusammen werden wir dort eventuell eine erste Trinkwasserversorgung aufbauen. Wer sich noch an den Bericht vom Sommer erinnert, der weiß, dass in jener Region kein Wasseranschluss existiert, keine medizinische Versorgung und keine Schule da ist. Strom gibt es auch nicht. Viel Möglichkeiten also, etwas zu tun.

Die Bezirksverwaltung dort möchte mir ja einige Hektar Land zur Verfügung stellen, wenn ich mich als Gegenleistung am Bau einer Grundschule und einer kleinen medizinischen Einrichtung beteilige. Das werden wir dann Ende Dezember/Anfang Januar konkret im Detail besprechen.

Soweit mal in Kürze

LG
Euer Ethiofarmer
Thomas
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Ethiofarmer
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo zusammen,

tagelang saß ich mit Hailu, unserem Geschäftspartner zusammen. Wir haben alle nur erdenklichen Wege, wie wir weitermachen können, auf Tauglichkeit geprüft. Viele Dinge könnten uns eine gute Einnahmequelle bieten, doch es würde zu lange dauern, bis die ersten Einnahmen da sind. Schafzucht ist sehr ertragreich, dauert aber viele Monate, bis die ersten Schafe verkauft werden können. Also bleiben wir beim Gemüsebau. Gestern hatten wir das Holz für den Zaun bestellt. Hier noch ein paar Bilder:

Diese Pflanze habe ich lange gesucht. Nirgendwo fand ich eine. Jetzt fiel mir plötzlich auf, dass ich diese süßen Früchtchen direkt vor der Haustüre habe. Also ein paar Pflänzchen ausgegraben und eingetopft!

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Ja, einige der Tomaten gehen jetzt auf. Das Unkraut zu jäten würde zu gefährlich für Samen, der noch nicht aufgegangen ist.
Wir benutzen als Ansaatschälchen den Karton von WC-Papier. Das reduziert unseren Müll und wir umgehen damit Plastik.

]Image

Zwei Pfirsichbäumchen. Pfirsich gibt es nur selten in Äthiopien. Der große war ein Steckling (die anderen Stecklinge sind alle kaputtgegangen. Wahrscheinlich war die Regenzeit zu nass. Der kleine ist aus einem Pfirsichkern. (Der hat erst nach knapp 4 Monaten gekeimt...)

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Der Salbei hat sichtlich unter der relativ ergiebigen Regenzeit gelitten. Jetzt, in der warmen Sonne, beginnt er wieder frische Spitzen zu bekommen. Hoffentlich erholt er sich wieder. Bald wird er dann zusammen mit der Kamille und der Pfefferminze einzeln ins Beet gesetzt.

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Unser Kompost macht sich auch sehr gut. Ich habe mit Brettern einfach auf dem betonierten Boden im Hof (weil ich bis jetzt keinen anderen Platz habe) einen Kompost angelegt. Da es auf betoniertem Boden keine Würmer gibt, habe ich in unserem Stadtteil einfach gesucht und mit den Fingern gegraben, bis ich einen Wurm gefunden hatte. Der genießt nun den Kompost. Allerdings wimmelt es jetzt von Würmern im Kompost. Unser Hausmädchen hat gestaunt, als sie dieses "Biotop" gesehen hatte. Beim Umgraben kam so vieles zum Vorschein: Spinnen, Würmer, Tausendfüßler, uvm. Und vor allem sah man, dass bereits ein Teil zu schöner Erde geworden ist.

LG aus Äthiopien!

Euer Ethiofarmer
Thomas
Last edited by Ethiofarmer on Wed Feb 06, 2019 6:04 pm, edited 1 time in total.
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Max©
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Max© »

Uiii, hab jetzt alles durchgesuchtet, schade dass deine "Geschichte" hier aktuell noch nicht mehr Anklang findet, gibt aber wohl auch viele stille Mitleser.

Richtig schön was du da machst & aufbaust :)

Wirklich Hut ab, solche Menschen wie dich gibt es immer seltener. :hi:

Werde auch in Zukunft mit Freude deine Erzählungen weiter verfolgen. :smileynew:
Ethiofarmer
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Danke Max!

Hallo an alle!
Ich finde es einfach sehr spannend hier in Äthiopien. In Europa bewegt sich die Landwirtschaft zwischen übertriebener Bio-Abzocke und giftiger Pestizidwirtschaft. Mein Versuch hier ist, möglichst nah am BIO zu produzieren, aber dafür nicht 50% Preisaufschlag zu machen. Gerade Afrika bietet die Möglichkeit, ohne großen Aufwand sehr nah an Bio-Qualität zu produzieren. Meine Tomaten, die ich im Privatbereich habe, konnte ich mit nur sehr geringfügigen Mehraufwand als "Bio-Tomaten" essen. Gegen die weißen Fliegen habe ich einfach Thymian gepflanzt. Ein willkommener Mehraufwand (-:

Vor ein paar Tagen kam ein Anruf. Die ersten 60 Tomatensetzlinge wurden bestellt. Nun geht es also richtig los. Gestern kam noch eine Bestellung von 10 Mangoldsetzlingen dazu. Es spricht sich langsam herum. Mundpropaganda ist hier die wichtigste Kundenquelle. Ein Freund meinte: In ein oder zwei Jahren wird die Zahl 60 wohl eher eine Abkürzung für 60 Tausend sein...

Wir haben dann noch außerhalb von "AICD" bei einem Deutschen geholfen, sein Fabrikgelände sauber zu machen. Wuchernde Weinreben, viel Unkrautgebüsch. Die Weinreben ähneln jetzt immer mehr solchen. Und das Unkrautgestrüpp haben wir etwas geordnet, so dass es immer noch Vögeln als Rückzugsgebiet dient, aber dennoch etwas einladender aussieht.

So, das wars erstmal für heute. Ich habe viel zu tun und hoffe, bald ein neues Update bringen zu können!

Bis dahin!

Euer Ethiofarmer
Thomas
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo zusammen!

Viel Zeit ist wieder vergangen und genauso ist auch wieder viel Arbeit verrichtet worden. Behördengänge gibt es jetzt nicht mehr viel. In den nächsten Tagen hoffen wir, noch ein paar Videos auf Youtube hochladen zu können. Doch damit habe ich noch keine Erfahrung.
Überall, wo wir unterwegs sind, erzählen wir von AICD. Nicht selten verwandeln sich Busse in fahrende Klassenzimmer. Einige Leute im Bus staunen, wie faszinierend die Landwirtschaft ist. Heute habe ich einen ganzen Sack voll Klorollen (WC-Papier-Kartons) von der Deutschen Botschaftsschule mitgenommen. Wofür? Ja, das sollte jetzt jeder wissen! Im Bus war ich natürlich das Gesprächsthema. Ein Weißer, der Klorollen sammelt...

Vom Vermieter habe ich jetzt die Erlaubnis bekommen, die Blumen in unserem Grundstück auf einen kleinen Platz zu reduzieren und stattdessen alles voller Gemüse zu pflanzen - quasi als "Ausstellungsfläche". Damit kann ich Besuchern bei mir Zuhause praktisch zeigen, wie man effektiv Landwirtschaft betreibt.

Morgen kommen erste Besucher, um einen kleinen Eindruck von unserer Arbeit zu bekommen.

Bilder habe ich im Moment nicht. In ein paar Tagen dann.

Bis dahin ganz liebe Grüße aus Äthiopien
Euer Ethiofarmer
Thomas
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Ethiofarmer
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo zusammen!

Viel Zeit ist wieder vergangen und genauso ist auch wieder viel Arbeit verrichtet worden. Behördengänge gibt es jetzt nicht mehr viel. In den nächsten Tagen hoffen wir, noch ein paar Videos auf Youtube hochladen zu können. Doch damit habe ich noch keine Erfahrung.
Überall, wo wir unterwegs sind, erzählen wir von AICD. Nicht selten verwandeln sich Busse in fahrende Klassenzimmer. Einige Leute im Bus staunen, wie faszinierend die Landwirtschaft ist. Heute habe ich einen ganzen Sack voll Klorollen (WC-Papier-Kartons) von der Deutschen Botschaftsschule mitgenommen. Wofür? Ja, das sollte jetzt jeder wissen! Im Bus war ich natürlich das Gesprächsthema. Ein Weißer, der Klorollen sammelt...

Vom Vermieter habe ich jetzt die Erlaubnis bekommen, die Blumen in unserem Grundstück auf einen kleinen Platz zu reduzieren und stattdessen alles voller Gemüse zu pflanzen - quasi als "Ausstellungsfläche". Damit kann ich Besuchern bei mir Zuhause praktisch zeigen, wie man effektiv Landwirtschaft betreibt.

Morgen kommen erste Besucher, um einen kleinen Eindruck von unserer Arbeit zu bekommen.

Bilder habe ich im Moment nicht. In ein paar Tagen dann.

Bis dahin ganz liebe Grüße aus Äthiopien
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Haagele
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Haagele »

Schön dass es weiter geht. Bin schon gespannt wie sich das ganze Projekt weiter entwickelt.
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Heute gibt es nur schnell ein paar Bilder:

So sah das kleine Beet zuhause am Samstagmorgen noch aus:

Image

Sogar die Kleinen machen fleißig (und freiwillig) mit:

Image

Und so sah das ganze am Samstag am Nachmittag aus. Ganz rechts sieht man ganz schwach eine Reihe Nana-Minze (ähnlich der Pfefferminze), die ich bereits gesetzt habe:

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In dieser Woche werden dort Knoblauch, Karotten, Tomaten, Salbei und Kamille gepflanzt. Da wird unser Vermieter Augen machen, wenn er sieht, wie produktiv man so ein Grundstück nutzen kann!

LG
Euer Ethiofarmer
Thomas
Last edited by Ethiofarmer on Wed Feb 06, 2019 6:05 pm, edited 1 time in total.
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo alle zusammen!

Heute gibt es wieder ein paar Bilder. Mich könnt Ihr nun auch mal sehen. Gleich auf dem ersten Bild bin ich beim Brennnessel sammeln. Eine bren(n)zlige Angelegenheit. Die Leute schauten mich an, als käme ich vom Mars. Wer will schon Brennnesseln?

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Dann hatten wir uns darum gekümmert, die Brennnesseln auf dem Kompost zu verteilen. Einen Teil habe ich im zukünftige Tomatenbeet untergegraben.
:!: Zu beachten gilt, dass man nur die Blätter untergräbt, sonst hat man ein ganzes Brennnesselfeld gepflanzt... :!:

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Dann haben wir uns an ein kleines Kunstprojekt gemacht. Aus Klorollen und Fasern der "falschen Banane" haben wir uns einen großen Blumentopf gebastelt. Eine wahrlich günstige und umweltfreundliche Alternative zu Plastiktöpfen:

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Sieht gar nicht so schlecht aus, ... oder ...?


Diese Woche steht die 2. Reise nach Walaga an. Dort sollen wir mit der Bezirksverwaltung zusammentreffen. Da es in der Gegend dort aber zu Unruhen kam, ist noch nicht ganz klar, ob wir kurzfristig absagen müssen. Hoffen wir, dass alles nach Plan laufen darf.

Bis dahin!

Euer Ethiofarmer
Thomas
Last edited by Ethiofarmer on Wed Feb 06, 2019 6:07 pm, edited 1 time in total.
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Planlos63
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Planlos63 »

Versuche es doch einmal mit Brennesseljauche sie wirkt als Dünger sofort während die Blätter erst im Boden verrotten müssen Und du kannst dabei die gesamte Brennessel nutzen bis auf die Wurzeln. Nach der Gärung kann man die Reste der Pflanzen immer noch kompostieren. Wichtig für die Gärung und Lagerung sollte man Plastikbehälter verwenden da die Jauche mit Metall reagiert und es dann zu unerwünschten Nebenprodukten kommt.
Ethiofarmer
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo Planlos63,

danke für den Hinweis. In der Tat ist die Brennnesseljauche ein genialer Dünger. Habe ich auch bereits praktisch in der Anwendung. Einmal im Monat wird beim Bewässern Brennnesseljauche im Verhältnis 1:20 benutzt. Dass ich hier Brennnesselblätter untergrabe liegt daran, dass der Boden kaum Lebewesen enthält. Beim Umgraben habe ich gerade mal 2 Würmchen gefunden. Auch sonst nur ganz vereinzelt mal irgendein anderes Krabbelvieh. Mit den langsam verrottenden Brennnesselblätter will ich diesen Nutztieren Nahrung bieten. Auch fertiger Kompost bietet diese frische Nahrung nicht an, da er ja bereits "verdaut" worden ist. Nährstoffe (Dünger) sind das eine, ein lebendiger Boden aber reduziert das Risiko von Pilzbefall und vielen anderen Krankheiten, denn viele Bakterien vernichten Pilze. Ich vergleiche das immer mit Nahrungsergänzungsmitteln:
Vitamin C, Eisen, Zink, usw. können wir durch Tabletten zu uns nehmen. Und ich zweifle nicht daran, dass sie uns ein Stück weit helfen. Aber Rohmilch enthält Kalzium PLUS Bakterien und Enzyme! Orangen enthalten Vitamin C PLUS Bakterien und Antioxidantien. Salate enthalten Kalziumflorid, Eisen, etc PLUS viele andere Stoffe, die unseren Organismus auf Trab bringen.

Deswegen empfehle ich jedem Bauern, nicht nur Kompost zu nutzen, sondern auch frisches "Essen" für die Kleinstlebewesen im Boden.

Brennnessel, bevor sie blühen(!), kann man auch durch den Häcksler jagen und dann in den Boden einarbeiten. Ein herrliches Bufet für die kleinen Helfer im Boden.

Übrigens danke für den Tipp, die Brennnesseljauche im Plastikbehälter zu machen. Das wusste ich noch nicht. Da ich aber keinen Metallbehälter habe, bin ich sowieso auf Plastik angewiesen.


Ganz liebe Grüße
Thomas

P.S: Übrigens ist jetzt unser erstes, sehr einfaches Video bei youtube online. Ihr findet es hier:

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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo alle zusammen,

an alle noch ein gutes neues Jahr 2019! Ich hoffe, alle sind wohlauf!

Gute Nachrichten sind der Grund, warum ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe. Wie ich schon einmal erwähnt habe, gibt es ja in Sandaffa eine Aluminiumfabrik, die einem Deutschen gehört. Dort hatten wir ja vor einigen Wochen das Fabrikgelände gärtnerisch in Ordnung gebracht. Nun war der Besitzer so erfreut über unseren Einsatz und vor allem über unser Projekt, dass er uns gebeten hat, auf seinem Fabrikgelände eine brachliegende Fläche zu nutzen. Immerhin ca. 1500 qm. Da es sich um ein Fabrikgelände handelt, haben wir dort Wasser. Zusätzlich ist das Gelände eingezäunt und es sind mehrere Wächter dort. Was könnte uns besseres geschehen?
Also fingen wir letzte Woche an. Zunächst besteht die Herausforderung, den völlig vertrockneten Lehmboden aufzuhacken, das verdorrte Gras zu jäten und alles zu bewässern.
Die ersten 50 qm haben wir soweit sauber, dass wir mit der Kultivierung beginnen können. Rund 400 Knoblauchzehen haben wir - zeitlich versetzt - gesteckt. Bohnen und Erbsen wachsen jetzt auch und brechen schon aus dem Boden hervor. Morgen früh werden dann zwei Reihen Kartoffeln folgen. Im Moment pflanze und säe ich nicht mit bestimmtem Plan. Da wir nur in kleinen Schritten den Boden aufhacken und jäten können, bepflanze ich die Fläche gerade so spontan. Hauptsache, es wächst schon mal etwas. Wenn dann die Fläche größer wird und die ersten Knoblauch, etc geerntet wird, werde ich dann eine feste Beeteinteilung beginnen, mit Pflanzfolgeplan und so weiter. Lustig ist es, dass wir am Zaun viele "Gaffer", oder anständiger ausgedrückt, viele "Zuschauer" haben, die in angeregte Unterhaltungen vertieft sind. Sie spekulieren, was hier so gemacht wird und so manches mal beginnt eine Art Schulung, bei der ich den Zuschauern erkläre, was wir aus welchem Grund in welchen Schritten tun. Große Überraschung bereitet den Zuschauern, dass ich keine Chemikalien einsetzte und keine Maschinen. Ja, wir arbeiten noch alles von Hand. Reges Interesse gilt auch unserem Komposthaufen. Manchmal frage ich mich, wo denn unsere Entwicklungsgelder hinkommen. Äthiopien ist landwirtschaftlich immer noch irgendwo im 8. oder 9. Jahrhundert. Weder Pferdepflug, der im Vergleich zum Rinderjoch die Erde nicht nur aufreißt, sondern auch umkehrt, kennen sie, noch haben sie die 3-Felder-Wirtschaft. Also es fehlen gewichtige Schritte auf dem Weg zur modernen Landwirtschaft. Nur als Info: Der Pferdepflug wurde in Europa seit dem 11.Jahrhundert eingesetzt und steigerte die Ernteerträge um 20 %. Die 3-Felder-Wirtschaft war im 13. Jahrhundert eigentlich DIE Agrarrevolution schlechthin und steigerte die Erträge noch einmal um 60 %.

Wir fangen hier also bei Null an.

Ein Geschäftsmann hier hatte mich angesprochen, weil er von AICD gehört hat. Er bot mir seine Hilfe an. Er würde mir Solar-Wasserpumpen schenken, um mit Solarenergie Wasser für die Felder aus der Tiefe zu holen. Wenn dann andere Bauern diese Solarpumpen kaufen möchten, bekomme ich von ihm eine Beteiligung pro verkaufter Pumpe. Da er Elektriker ist, will er mir mit seinem Wissen und Mitarbeitern einer staatlich anerkannten Organisation helfen, Biogasanlagen aufzubauen. Konkrete Pläne gibt es noch nicht, aber wir werden uns in einigen Tagen mal genauer unterhalten.

Morgen hoffe ich, dass ich noch einige Bilder schicken kann.

Bis dahin grüße ich ganz herzlich aus Sandaffa,

Euer Ethiofarmer
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