Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

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omegaMV6
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by omegaMV6 »

Hallo Thomas,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Erklärung.

Da war ich tatsächlich zu naiv und hab mir diese ganze Sache zu einfach vorgestellt. Bin halt doch ein Stadtkind :blushnew: .

Als ich noch als Fernfahrer unterwegs war (leider kann ich meinen geliebten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben :frown: ) musste ich zwar ab und an mal an ein Feld fahren, wo mir Erntehelfer per Hand meinen Laster mit 20-22 Tonnen Weißkohl von Drehschemel-Anhängern aus beladen haben. Hab auch öfter mal auf großen Höfen Einmachgurken in großen Holzkisten mit nem Frontlader aufgeladen bekommen, die übrigens damals bei meinen Kids (die inzwischen selbst Eltern sind, Gott ist das lange her :shock: ) und ihren Freunden der Renner waren, denn eine oder zwei große Leinen-Einkaufstaschen mit Gurken bekamen wir von den Bauern immer mit. Diese Ladungen haben auch alle meine Kollegen geliebt, da sie für einen Betrieb drei Kilometer von unserem Speditionshof entfernt bestimmt waren und wir so wenigstens einmal in der Woche zu Hause waren.
Aber ich schweife ab und damit enden auch schon mein "Erfahrungen" mit der Landwirtschaft.

Auf jeden Fall haben mir Deine Berichte gezeigt das man als deutscher Otto-Normal-Verbraucher viel zu wenig über die Schwierigkeiten erfährt, mit denen engagierte Menschen wie Du in den von uns als "Dritte-Welt-Länder" bezeichneten Regionen zu kämpfen haben. Und da helfen auch die seltenen Dokumentationen, die man als Nachteule wie ich eine bin im Fernseher zu sehen bekommt herzlich wenig!

Also nochmal vielen Dank für Deine Erläuterungen, warum meine Idee so nicht umsetzbar ist, ja sogar neue Probleme mit sich bringen würde!

Liebe Grüße aus dem schönen Oberfranken und pass auf Dich auf!

omegaMV6
Ich sitz nicht den ganzen Tag am PC, Antworten können also auch mal 24 Stunden dauern!
Ethiofarmer
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo zusammen,

also ein kleines Update. Viel ist nicht passiert, obwohl wir von Büro zu Büro gerannt sind. Das Finanzamt der betroffenen Dörfer muss über unser Vorgehen informiert werden, verschiedene Jugendorganisationen, die verwahrlosten Jugendlichen helfen, haben wir kontaktiert, um von ihnen die hilfsbedürftigen Jugendlichen in unser Projekt aufzunehmen.
Diese Zusammenarbeit hat folgenden Vorteil:
Diese Jugendlichen sind von den Hilfsorganisationen schon etwas auf Disziplin vorbereitet und wir sparen uns damit die Zeit, ganz von Null anzufangen. Die Grundlagen sind also schon gelegt worden. Diese Organisationen sind darauf spezialisiert, die Jugendlichen von der Straße zu holen. Da wir dann darauf aufbauen, können diese Organisationen schneller ihre vorbereiteten Jugendlichen weitervermitteln und somit auch schneller neue Leute von der Straße holen.
Somit ist jedem geholfen. (eine win-win-situation).

Wegen dem Apfelbauern, der uns betrogen hat, gibt es auch Neues. Wir haben den Fall an die entsprechenden Behörden weitergeleitet. Diese werden nun für AICD kämpfen, damit dieser Gauner festgenommen wird und wir unser Geld zurück bekommen. Geld, welches wir so dringend brauchen. Es gibt noch so manche Investition zu tätigen, bis wir dann voll durchstarten können.
Nun haben wir auch den Actionplan eingereicht. Ein Plan, mit dem wir dem Staat zeigen, welche konkreten Schritte wir nun gehen werden. Jetzt wird unser erstes Feld eingezäunt, dann die Gerüste für Tomaten und Bohnen gebaut. Eine kleine Hütte aus Mist und Lehm mit 2 Zimmern wird für die Wächter gebaut. Im September, wenn die Regenzeit aufhört, wird ein Brunnen gegraben. Dies ist jetzt noch nicht möglich, weil der Grundwasserspiegel jetzt zu hoch ist (3-4 Meter) Während der Trockenzeit müssen wir dann etwa 8 Meter graben.

Jetzt sind wir noch auf der Suche nach dem passenden Lieferwagen und einem Pickup, um die ersten Arbeiten zu erledigen.

In ein paar Tagen kommen dann die Papiere, damit meine Schwester mit ihrem Mann und den 3 Kids kommen können. Das wird eine willkommene Unterstützung sein.

Also, soweit mal aus Äthiopien!

Euer Ethiofarmer
Thomas
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten :rolleyesnew: , oder mir mitteilen, damit ich sie korrigiere!
Ethiofarmer
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo alle zusammen,

also, was gibt es neues? Nicht viel. Wir sind jetzt mit dem Behördenkram soweit durch. Und das alles immer noch ohne einen einzigen Cent Schmiergeld bezahlt zu haben!

Der Actionplan ist jetzt akzeptiert worden. Nur kam noch ein Einwand vom Finanzamt, bezüglich der Lohnzahlungen. Für Ausländer, also zum Beispiel meine Schwester mit Familie, die nächste Woche kommen, müssen wir höhere Löhne zahlen. Ansonsten klingt es nicht glaubwürdig. Entweder, jemand kommt für ein freiwilliges Jahr oder wie man das nennt, oder jemand braucht einen ordentlichen Lohn, damit er einigermaßen gut leben kann. Der Staat akzeptiert es logischerweise nicht, dass ein Ausländer, der hier arbeitet, auf äthiopischem Niveau leben muss.

Morgen oder am Dienstag, so hoffen wir, sollte dann die bestätigung vom Immigrationsamt da sein, damit meine Schwester mit Familie hier her kommen kann.

Das einfach als kleines Update.

Liebe Grüße
Euer Ethiofarmer
Thomas
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Ethiofarmer
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo, alle zusammen,

jetzt geht es wieder einmal weiter:

Meine Schwester mit Familie ist nun da und die letzten Anträge für die Aufenthaltsbewilligung und die Arbeitserlaubnis müssen jetzt noch bearbeitet werden. Dann können wir uns voll in die Arbeit stürzen.
Während der letzten Tage habe ich 5000 lizenzierte Apfelbäumchen bestellt. Jetzt müssen wir noch einen Tag ausmachen, an welchem wir die Pflanzaktion durchführen. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, weil in 3 Wochen die Regenzeit zu Ende geht. Und danach ist es nicht gut die Bäumchen zu pflanzen.

Bei unserer ersten Fahrt zur zukünftigen Apfelplantage hatten wir leider den Zielort nicht erreicht. Zunächst war das Problem, dass der Minibusfahrer, der mich morgens um kurz vor halb 6 nach Addis Ababa bringen sollte, ohne Lizenz fuhr und deshalb viele Umwege fuhr, um nicht der Verkehrspolizei in die Arme zu laufen. Dadurch hatte ich bereits eine Stunde Zeit verloren. Danach, als wir mit einem Privatauto aus Addis Ababa hinausfuhren, standen wir im Stau und später gab es noch einen Unfall, bei dem die Strecke komplett gesperrt wurde. Wir versuchten, mit unserem Auto auf dem Feldweg parallel zur Straße zu fahren. Doch wir blieben auf der vom Regen durchweichten Piste stecken. Lange dauerte es, bis wir das Auto wieder auf den Weg zurück bringen konnte (zusammen mit unzählig vielen Helfern). Ich habe bei der Straßen- und Transport Authorität Beschwerde eingelegt, weil der Fahrer morgens durch sein Verhalten meine Zeit geraubt hatte. Und tatsächlich bekam ich heute morgen eine Entschädigung vom Fahrer ausbezahlt! Am Donnerstag haben wir es dann geschafft, die Fahrt zu wiederholen. Diesmal kamen wir auf der Apfelplantage an. Allerdings war uns das Wetter nicht wohlgesinnt. Ziemlich durchnässt saßen wir am Nachmittag im Auto auf der Rückfahrt. Entsprechend unserer Müdigkeit waren wir schneller als sonst im Bett gelegen.

Aktuell laufen noch die Preisdiskussionen für den Zaunbau und die Vorrichtungen für die Tomatenpflanzung.
Daneben sind wir noch beschäftigt, die richtigen Autos zu finden, die wir nach Äthiopien bringen können, die für den Transport unserer Ernte und für die schnellen Fahrten von A nach B brauchen.

Das ist jetzt nur ein kleines Update. Ich hoffe, in ein paar Tagen ausführlicher berichten zu können.

Bis dahin ganz liebe Grüße

Euer Ethiofarmer
Thomas
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Andreas2341
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Andreas2341 »

Ethiofarmer wrote: Tue Jul 03, 2018 9:54 pm ...
Für 40.000 äthiopische Birr (ETB) habe ich ein Feld von 2400 qm auf 5 Jahre gepachtet. Momentan sind 1 EUR = 31.8 Birr.
...
Hallo Thomas,

ein interessanter Bericht.
Ich gehe mal davon aus, daß die 40.000 Birr die gesamte Pacht für die 5 Jahre sind?
Bei dem von Dir genannten Umrechnungskurs ergeben sich also 251,57 EUR pro Jahr für 0,24ha.
Hochgerechnet auf eine Fläche von 1ha ergibt das einen Pachtpreis von 1048,21 EUR je ha und Jahr.

Ist der Acker, den Du gepachtet hast so fruchtbar, daß dieser Preis gerechtfertigt ist?

Bei uns hier oben, im nordöstlichen Teil Schleswig-Holsteins bewegen sich die Pachtpreise je nach Bodengüte zwischen 400€ und 800€ pro Jahr und Hektar...

LG
Andreas
Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank...
Ethiofarmer
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Post by Ethiofarmer »

Hallo Andreas,

ja, die Bodenpreise sind hoch. Das liegt an einem politischen Problem:
Hier gibt es keine Landbesitzer. Alle Land gehört dem Staat. Der "Landbesitzer" ist im Prinzip eine Art "Verwalter", der das Land vom Staat auf 100 Jahre pachtet. Da der Staat aber jeder Zeit das Land wegnehmen kann, wollen Verpächter möglichst viel aus ihrem Land herausholen. Das treibt die Pachtpreise entsprechend in die Höhe.

Auf der anderen Seite ist der äthiopische Boden in vielen Regionen wirklich sehr fruchtbar. Wenn wir mit mäßiger Motivation arbeiten, dann holen wir die 5-Jahres-Pacht in etwa 1 Jahr wieder heraus.

Wenn wir vollen Einsatz zeigen, haben wir in 3 Monaten bereits das Geld wieder reingeholt.

LG
Thomas
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Post by Ethiofarmer »

kleines Update:

Wir sind noch dran, die Arbeitsbewilligung für meine Schwester mit Familie zu bekommen. Dann geht es endlich richtig los.

Zur Zeit ist die Regenzeit sehr intensiv. Aufgrund von vielem Regen kommt es immer wieder zu Unfällen. Flüsse sind weit über die Ufer getreten und gerade im ländlichen Bereich sind oft ganze Wege in reißende Flüsse verwandelt. Manchmal wate ich die 500 m von der Hauptstraße bis zu meiner Wohnung in 5-10 cm tiefem Wasser. Ohne Stiefel geht da nichts mehr.
Zur Zeit haben wir - vielleicht durch den Regen ausgelöst - oft keinen Strom. In Sandaffa haben jetzt schon 2 ganze Tage ohne Strom verbracht. Da lernt man Dankbarkeit, wenn man den Luxus hat, Handy, Laptop, Kühlschrank, usw mit Strom versorgen zu können!

Etwa um den 11. September lässt die Regenzeit dann nach. Rückblickend kann man schon sagen, dass die Regenzeit im Vergleich zu den letzten Jahren sehr ergiebig war. Und: Es war sehr oft ein ausgedehnter Landregen und nicht wie in den letzten Jahren eine Serie von Starkregen mit Hagel.


Liebe Grüße
Euer Ethiofarmer
Thomas
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Post by Ethiofarmer »

Hallo zusammen!

Also, es ist endlich soweit. Meine Schwester mit ihrer Familie dürfen nun hier bleiben. Die Behörden haben alle Papiere unterschrieben. Obwohl meine Schwester und ihr Mann keine Fachkräfte in der Landwirtschaft sind. Eigentlich hätten die Behörden niemals "ja" gesagt. Aber vielleicht wollten sie den Fall schnell erledigen, weil sie begriffen haben, dass bei uns kein Geld zu holen ist.

Das heißt nun konkret, dass wir nächste Woche mit der Arbeit beginnen werden. Am Dienstag, so die jetzige Planung, werden die 5000 lizenzierten Apfelbäumchen geliefert und gepflanzt.

Der Verkäufer mit der falschen Lizenz und den nicht-lizenzierten Bäumchen hat die letzte Gnadenfrist überschritten. Ich bot ihm an, mir entweder eine gültige Lizenz vorzulegen, oder mir mein Geld zurück zu überweisen. Die Polizeit und das Landwirtschaftsbüro warten schon darauf, dass ich ihnen den Fall übergebe und sie nun endlich diesen Gauner festnehmen dürfen. Wenn dieser Händler nur eine leise Ahnung hätte, wie viele Polizisten und Anwälte zu meinem engeren Freundschaftskreis gehören...

Ich habe schon zweimal mit dazu beigetragen, dass Gauner gefasst wurden. Nicht zuletzt mit Hilfe der vielen Straßenkinder, die ich hier kenne. Dieser falsche Händler wäre also nicht mein erster Fall.

An dieser Stelle möchte ich noch einen kleinen Aufruf machen:

Wer ist Schreiner, Schlosser, Elektriker oder kennt einen solchen, der Interesse hat, hier eine entsprechende Ausbildungsstätte aufzubauen (innerhalb von AICD)?
Bei Interesse bitte bei mir unverbindlich melden.

Liebe Grüße
Euer Ethiofarmer
Thomas
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Post by Ethiofarmer »

Liebe Freunde,

es wurde nochmal richtig chaotisch hier. Am Dienstag flog ich nach Arba Minch und fuhr von dort aus weiter nach Chencha. Dort wurden nun die lizenzierten Apfelbäumchen ausgegraben und aufgeladen. Als wir dann die 5000 Bäumchen verladen hatten, bot mir der Verkäufer an, er würde mir 200 Bäumchen schenken, wenn ich zu den 5000 noch 2000 dazukaufe. So telefonierte ich mit meinem Geschäftspartner und wir machten den Deal. Somit kamen nun 7200 Apfelbäumchen, die seit vorgestern gepflanzt werden. Die Pflanzaktion dauert aber noch an.

In Chencha erwartete mich noch eine böse Überraschung. Der Verkäufer, der die nicht-lizenzierten Bäumchen verkauft, stand plötzlich da und bedrohte mich, ich solle ihm endlich sein Geld bezahlen. Kurz später traf die Polizei ein und alle versuchten, mich zu drängen, das Geld zu bezahlen. Ich blieb einfach ruhig sitzen, bis das Geschrei der Anwesenden nachlies. Dann sagte ich dem Verkäufer, ich wolle endlich seine Lizenz sehen. Die brachte er sogar, doch das Datum ist sehr neu. Das heißt, ich konnte der Polizei zeigen, dass der Verkäufer die Lizenz erst jetzt bekommen hat, einige Wochen, nachdem er mir die Bäumchen verkauft hat. Außerdem forderte ich die Durchschrift der Rechnung. Damit wendete sich das Blatt zu meinen Gunsten und die Polizei lies mich gehen. Da es schon dunkel wurde, blieb mir nichts anderes übrig, als dort zu übernachten, oder eine riskante Nachtfahrt zu machen. Ich entschied mich für die Nachtfahrt. Zuerst nach Arba Minch mit einem kleinen Motorrad. Dann mit einem Bananentransporter nach Addis Ababa.

Mit Hailu, meinem Geschäftspartner bereiten uns jetzt mit der Polizei darauf vor, den Betrüger-Apfelverkäufer festzunehmen. Wir haben alle nötigen Beweise bei uns. Nächste Woche - nach dem äthiopischen Neujahr - werde ich mich mit dem falschen Apfelverkäufer treffen. Und dann werden die Handschellen klicken.

Derweil machen wir jetzt den Plan für die Gemüsesetzlingsproduktion in Sandaffa. Das wird dann ab nächste Woche auch dort losgehen.

Wir suchen jetzt auf dem Markt noch entsprechende Samen. Als Saatschälchen benutzen wir die Kartonrollen aus WC-Papier, die hier ja in jedem Haushalt anfallen und als "Müll" entsorgt werden. Wir können die allerdings noch gut gebrauchen. Der Durchmesser der Rollen ist groß genug, dass wir 3 Setzlinge pro Rolle ansäen können.

Die Planungen in Wallaga habe ich etwas gebremst, weil ich mich noch auf die Äpfel und die Setzlingsproduktion in Sandaffa konzentrieren möchte. Danach kann es auch in Wallaga losgehen.

Liebe Grüße aus Äthiopien

Euer Ethiofarmer
Thomas
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sbaeuerle
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by sbaeuerle »

:hi: - hallo
7200 Bäume? Ist das nicht etwas viel für 0,24 ha? Wie dicht stehen die denn dann?
Sind das dann Spalierbäume? Und selbst wenn - kommt mir das doch extrem viel vor.
Wenn ich da meine Streuobstwiese anschaue mit den paar Bäumen - :hmm:
Kannst Du das Land nicht für länger pachten? Denn wenn die Bäume dann mal richtig anfangen Ertrag zu bringen (unter normalen Umständen) läuft die Pacht ja schon wieder aus. :this:
Irgendwie hast Du dann die Arbeit gehabt und der Nachpächter steckt den Ertrag ein.

:hi: - Habe die Ehre
sbaeuerle
dominiczeth
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by dominiczeth »

Wow sehr interessant, gerne weiter hier berichten. Habe das lesen richtig genossen!
Ethiofarmer
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo sbaeuerle,

da gab es wohl ein Missverständnis... Die 7200 Bäumchen stehen auf rund 5 Hektar Land. Die 2400qm hier in Sendaffa werden für die Gemüsesetzlinge benutzt. Die Apfelbäumchen sind etwa 100km westlich von Addis Ababa, während die 2400qm 40 km östlich von Addis Ababa liegen. Die Abstände zwischen den Bäumchen liegt bei etwa 2,5 Meter.

Was den Pachtvertrag angeht:
Bis in 15 Jahren werden wir dort soviel Profit gemacht haben, damit wir uns andernorts sicher schon Land kaufen können. Für den Fall, dass der Pachtvertrag nicht verlängert werden sollte, geht es dann trotzdem ungebremst weiter. Unser Ziel ist ja sowieso, die Bauern dort in die Unabhängigkeit zu entlassen. Wir investieren, dann versuchen wir die Kosten wieder reinzuholen. Sobald jemand selbstständig arbeiten kann, darf er unter unserer Aufsicht selbstständig arbeiten. Macht er sich gut, darf er ein Stück Land als "Startkapital" behalten.

LG
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sbaeuerle
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Re: Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by sbaeuerle »

:hi:
Ahhha - dann habe ich das etwas falsch verstanden.
Bei 5 ha passt das dann ja.
100 km in die eine Richtung - 40 km in die andere? Da bist Du ja die ganze Zeit nur am durch die Gegend fahren.
Dann bin ich einmal gespannt wie sich das so weiterentwickelt.

:hi: - Habe die Ehre
sbaeuerle
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Landwirtschaft 2018 "Äthiopien"

Post by Ethiofarmer »

Hallo sbaeuerle,

da ich nicht täglich nach den Apfelbäumchen schauen muss, brauche ich nicht immer die 100km zu fahren. Und da ich in Sandaffa wohne, habe ich die Setzlingsproduktion direkt vor der Haustüre (5 min zu Fuß).

Hallo an alle,
nun gibt es eine gute Neuigkeit:
Für meine Schwester und ihren Mann fehlten noch weitere Dokumente. Gesundheitszertifikat wollten die noch haben und die Ausbildungsbescheinigung hat ihnen nicht genügt. Kurzum, sie wollten wieder Schmiergelder bekommen. Heute morgen fuhren wir wieder zum Amt um weiter zu machen. Da drücken die uns plötzlich die Arbeitsbewilligung in die Hand. Ohne Schmiergelder zu zahlen haben die nicht mehr nach den fehlenden Dokumenten gefragt. Jetzt müssen wir nur noch zum Immigrationsamt gehen und die Aufenthaltsbewilligung abholen. Mal sehen, ob die das so einfach machen oder ob die dort auch wieder Stress machen wollen.

Derweil wird nun unsere Homepage vorbereitet. Ca. 20.Oktober fliege ich für 2 Wochen nach Deutschland/Schweiz. An einigen Orten stelle ich AICD in der Hoffnung, noch etwas finanzielle Hilfe zu bekommen, vor.

Die Regenzeit ist hier vorbei, wir haben überwiegend sonniges Wetter bei Temperaturen um 25 Grad.

LG aus Äthiopien

Euer Ethiofarmer
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Post by Ethiofarmer »

Hallo zusammen,

vorgestern gab es eine kleine nette Zwischensequenz. Nach dem Stress der vergangenen Tage wollte ich mir heute etwas Ruhe gönnen und einen Gang zurückschalten. Doch anstatt früher nach Hause zurück zu fahren, blieb ich doch länger in Addis Ababa. Dort nämlich unterhielt ich mich mit einer älteren Bäuerin, die sich an meinen Fotos nicht satt sehen konnte. Sie staunte über die Tomaten in den Blumentöpfen und die Kamille, den Salbei und vieles mehr. Längere Zeit saß ich mit ihr und ein paar anderen Bauern zusammen und durfte ihnen beibringen, wie einfach man sich eine natürliche Apotheke aufbauen kann. Von Pfefferminze über Brennessel, Ingwer, Kamille ...
Aber auch Gemüse wie Tomaten, Bohnen, Chili, Paprika, usw. die man gut in Töpfen anbauen kann.
Bei den Tomaten sah ich Stirnrunzeln. Dass man Tomaten hochbinden und ausgeizen kann, wussten diese Leute noch nicht. Hier in Äthiopien lässt man Tomaten einfach wild am Boden wachsen. Bei Regen verfaulen die Tomaten und wegen der Seitentriebe sind die Tomaten kraftloser.
Ein Freund, der hier Bauer ist, hat sich während dessen auch schon gefreut, weil seine Kartoffeln mehr Ertrag brachten, nachdem ich ihm das Anhäufen und die richtige Aussaat erklärt hatte. Schuhgröße 42 ist ja der beste Abstand zwischen den Kartoffeln.

Heute haben wir angefangen, die Setzlingsproduktion vorzubereiten. Die Kartonrollen von WC-Papier kann man ja super als Ansaatschalen benutzen. Da waren wir am rumschnippeln. Meine 3-jährige Nichte hat mir begeistert geholfen, die Rollen an ihren Platz zu stellen. Dann haben wir zusammen eine Tomate aufgeschnitten und die Samen gewaschen und zum Trocknen auf Taschentüchern ausgebreitet. Die Tomate selbst hat meine Nichte dann essen dürfen. Am Samstag werde ich Erde besorgen und dann werden wir zur Tat schreiten.

Meiner Nichte zeigte ich dann noch den Kompost und grub mit der Hand hinein und zog eine Handvoll Erde/Pflanzenreste heraus. Als meine Nichte die Regenwürmer sah, war sie erstaunt und fragte, was die machen. Wir brachten noch Küchenabfälle auf den Kompost. Daraufhin meinte sie "wir müssen die Würmer füttern."

Über den Fortgang von AICD gibt es in ein paar Tagen ein Update.

Bis dahin!

Euer Ethiofarmer
Thomas
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