Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

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AlteMaschine
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Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by AlteMaschine »

Hallo matador,

ich bin auf Deinen tollen Thread "Ein bisschen was aus alten Zeiten" im Archiv gestoßen. Vielen Dank dafür, dass Du Dir die Mühe gemacht hast und Deine Erfahrungen mit der damaligen Landtechnik mit uns teilst. Ich habe Deine Ausführungen förmlich verschlungen. Vielen Dank auch den anderen Mitgliedern, welche sich mit Informationen usw. beteiligt haben.

Vielleicht können wir ja an den alten Thread anknüpfen und diesen hier fortführen? Ich für meinen Teil interessiere mich sehr für die Landtechnik aus den 50er und 60er Jahren und habe auch im Lauf der Jahre ein paar Unterlagen in Form von alten Büchern, Prospekten, Betriebsanleitungen, Ersatzteillisten usw. zusammen getragen.

Auch das stöbern im Internet lohnt sich.

Klaus Dreyer, der Enkel des Firmengründers der Amazone-Werke Heinrich Dreyer, hat eine tolle Internetseite ins Leben gerufen: http://www.landtechnik-historisch.de/

Auf dieser Seite findet man Informationen zu Landmaschinenherstellern, von denen die meißten nicht mehr existieren: http://www.landtechnik-historisch.de/hi ... maschinen/

Du lagst mit Deiner Erinnerung vollkommen richtig, der Dungseitenstreuer hieß Hummel Taifun :) http://www.landtechnik-historisch.de/hi ... arb.jpg/0/

Als ich den Namen Hummel Taifun gelesen habe, hat es bei mir gleich geklingelt und ich wusste welchen Streuer Du meinst :) Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich sogar ein Prospektbild, das muss ich aber erst suchen.

Die Firma Mengele baute in den 50er Jahren auch als erstes Dungseitenstreuer - zu sehen auf der Preisliste (Das zweite Bild): http://www.landtechnik-historisch.de/hi ... arb.jpg/0/

Allerdings war die Umsetzung eine andere als bei Hummel. Ich gehe davon aus, dass Mengele den Dungseitenstreuer in Lizenz gebaut hat, denn Gerhard Krüger hatte Anfang der 50er Jahre, unter anderem, ein Patent auf einen "Allgäuer Seitenstreuer". Davon gibt es leider kein Bild: http://www.landtechnik-historisch.de/hi ... r-gerhard/

Abschließend für heute möchte ich noch mitteilen, dass das Werk der "Bayerischen Pflugfabrik", vielleicht besser bekannt unter dem Namen "Landsberg", dieses Jahr abgerissen wurde. Eine Anfrage an Pöttinger in Österreich nach dem Verbleib des Firmenarchivs war - wie zu erwarten - mehr als ernüchternd. Das gesamte Archiv wurde, zumindest der Antwort der "Assistenz der Geschäftsleitung" nach zu urteilen, vernichtet ...

Hier gibt es, unter anderem, eine Werksansicht aus den 60er Jahren: http://www.landtechnik-historisch.de/hi ... lugfabrik/

Nun gibt es keinen renommierten Landmaschinenhersteller mehr in meinem Umfeld, und das waren einige. Alles platt gemacht ...


Ich wünsche Euch eine gute Nacht

Andreas
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by matador »

Hallo Andreas, "AlteMaschine",

mich hat es eben gerade regelrecht "gerissen", als ich die Thread-Überschrift gelesen habe, habe gedacht, Du hättest meinen Thread von damals ausgegraben und reaktiviert. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann das war, muß zu Zeiten des LS13 gewesen sein.

Aber ich freue mich, dass es Leute gibt, die das "alte Zeug" auch heute noch interessiert.

Die Technik damals konnte man auf der einen Seite immer noch "be-greifen" und andererseits gut verfolgen, wie sich die Konstrukteure damals nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum in neue Bereiche vorarbeiteten. Gerade z.B. beim Mähdrescherbau. Gegen die damalige Vielfalt der Bauweisen sind die späteren Mähdrescher geradezu langweilig.

Erst vor einigen Tagen bin ich am Gelände der ehemaligen "Landsberger Pflugfabrik" vorbeigefahren. Ja, alles platt.
Aber es existiert ja sehr vieles nicht mehr, heute zählt ja nur mehr Größe.
Wobei meine Betonung dabei auf "heute" liegt. Vielleicht ändert sich das wieder einmal.

Gruß an alle fleißigen Forenleser hier

matador

P.S.: Andreas (AlteMaschine), ich verorte Dich jetzt einmal irgendwo westlich von München bzw. in bayerisch Schwaben, woher - nur so ungefähr - kommst Du denn?
"Früher war die Zukunft auch besser" (Karl Valentin).
Vielleicht sollten wir das Rad etwas zurückdrehen,
zumindest nicht weiter nach vorne. :hmm:
AlteMaschine
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by AlteMaschine »

Hallo matador,

hehe, ich hätte den alten Thread schon wieder reaktiviert :chinese:, aber er wurde ja schon ins Archiv verfrachtet. Ja, das steht unter LS13.

Es freut mich, dass es Dich freut :)

Leider gibt es nur sehr wenig Menschen, die das Thema wirklich interessiert. Traktoren, ja, die sind mittlerweile ein Renner. Nicht aber die Maschinen, die ja erst die wirkliche Arbeitserleichterung brachten, die interessieren kaum jemanden. Deshalb sind in den letzten zwei Jahrzehnten auch diese Maschinen reihenweise zum Schrott gewandert, oder wurden bis zur Unkenntlichkeit verbastelt ...

Richtig, die heutige Technik wird immer un-begreiflicher, da sie immer virtueller wird. Damals waren Pioniere am Werk, sie wollten den Menschen helfen, ihnen die Arbeit erleichtern. Heute ist das oberste Ziel, den Mitbewerber auszustechen, ihn vom Mark zu fegen. Die Koexistenz von damals gibt es nicht mehr, man begnügt sich nicht mehr mit Marktanteilen, man will der alleinige Anbieter sein ...

Ja, die Mähdrescher sind ein gutes Beispiel für die damalige Typenvielfalt. Wenn man heute hergeht und die am Markt befindlichen Fahrzeuge gleichen Typs (Autos, Traktoren usw.) nebeneinander stellt, die Embleme entfernt, alle einheitlich lackiert (z. B. silbern) können die meißten nicht mehr sagen welcher Hersteller sich hinter dem jeweiligen Fahrzeug verbirgt. Das war früher anderst, es herrschte einfach eine große Vielfalt und jeder Hersteller hatte sein eigenes Design.

Aber die Einfältigkeit hat mittlerweile wieder Einzug gehalten, und das leider nicht nur bei der Optik von Fahrzeugen ...

Es wird sich zwangsläufig wieder ändern, weil die augenblickliche Entwicklung in eine Sackgasse, respektive an die Wand führt. Es gibt einen großen Knall und dann beginnt alles wieder von vorn.

Die Römer hatten gepflasterte Straßen, Brücken, Toiletten, Kanalisation usw. und ein paar hundert Jahre später ist man wieder im Dreck gewatet, musste in Furten den Fluss durchqueren und hat in Nachttöpfe geschi.... die man dann zum Fenster raus auf die Wege leerte ...

Genau, ich komme aus dem bayerischen Schwaben, genauer gesagt aus Mindelheim :)


Schöne Grüße

Andreas
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Trax
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by Trax »

AlteMaschine wrote: Thu Oct 04, 2018 5:39 pm Richtig, die heutige Technik wird immer un-begreiflicher, da sie immer virtueller wird. Damals waren Pioniere am Werk, sie wollten den Menschen helfen, ihnen die Arbeit erleichtern. Heute ist das oberste Ziel, den Mitbewerber auszustechen, ihn vom Mark zu fegen. Die Koexistenz von damals gibt es nicht mehr, man begnügt sich nicht mehr mit Marktanteilen, man will der alleinige Anbieter sein ...

Ja, die Mähdrescher sind ein gutes Beispiel für die damalige Typenvielfalt. Wenn man heute hergeht und die am Markt befindlichen Fahrzeuge gleichen Typs (Autos, Traktoren usw.) nebeneinander stellt, die Embleme entfernt, alle einheitlich lackiert (z. B. silbern) können die meißten nicht mehr sagen welcher Hersteller sich hinter dem jeweiligen Fahrzeug verbirgt. Das war früher anderst, es herrschte einfach eine große Vielfalt und jeder Hersteller hatte sein eigenes Design.
Was'n mit dir nicht ganz gerade? Scheinst ja nen ganz schönen groll auf die heutige Zeit zu haben, was? Wenn du sowas von dir gibst, kannst du von den heutigen Maschinen nicht viel Ahnung haben.

Weder sind die Maschinen technisch noch optisch baugleich, besonders die Mähdrescher nicht. Selbst innerhalb der Konzerne ist kein Mähdrescher wie der andere, gerade bei den Großmähdreschern sehr gut zu erkennen. Sein eigenes Konzept und ein eigenes Design haben die heute immer noch.

Ja, heute geschiet viel Pionierarbeit im Elektronikbereich und mit dieser muss man sich genau so intensiv auseinandersetzen, wie mit der Mechanik. Letztere ist aber für die heutige Generation (zu der ich auch gehöre) keine große Herausvorderung mehr, da man das von klein auf lernt, zumindest wenn man etwas Bezug zu den Themengebieten hat. Die mechanischen Elemente waren Herausvorderungen eurer Generation, uns wurde das eben "mit in die Wiege gelegt", die Elektronik ist die unserer Generation und weder Hexenwerk noch der Inbegriff des Untergangs der zivilisierten Welt. Es ist kaum von belang, ob und was man Nutzt, sondern wie.

Auch das sich kaum einer für die alte Technik zu interessieren scheint ist völliger Blödsinn, natürlich interessieren sich viele dafür, der Punkt ist, das Maschinen wie Drescher und Co. nunmal viel teuerer und Arbeitsintensiver sind als Traktoren, das können sich die meisten dann einfach nicht mehr leisten, weder von der Zeit, noch vom Finanziellen. Und selbst wenn man sich sowas erlauben kann, nimmste nunmal eher einen Traktor als einen Drescher oder sonnst was, mit nem alten Traktor kannste wenigstens noch mal inne Stadt zum Eis essen tuckern, mit nem Drescher würd das keiner machen.

MfG
Wenn alle anderen sagen,: "Das geht nicht", dann muss es gehen... Michael Horsch
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by matador »

Hallo Trax,

nun 'mal ruhig Blut, Du tust ja gerade, wie wenn AlteMaschine Dich persönlich angegriffen hätte.

Ich weiß ja nicht, WIE alt er (AlteMaschine) ist, aber von mir wissen es die meisten hier, ich bin Baujahr 1946 und habe das Ende der 50er und die 60er Jahre mitbekommen. Und was ich im Post vor dem von AlteMaschine mit den Mähdreschern meinte ist folgendes:

Da wurden noch alle möglichen Bauweisen ausprobiert. Lediglich die Dreschmaschine selbst war einigermaßen gleicher Konstruktion. Doch dann ging es schon los. Der Motor saß bei dem einen hinten auf der Maschine beim nächsten vor dem Korntank aber hinter dem Fahrer, dann rechts vorne, wie wenn er gar nicht dazugehören würde (Claas Columbus, Europa, Merkur) oder rechts neben der Maschine (Fahr M66) oder sogar unten im Fahrgestell (Massey Harris bzw. MF 780, 890, 892, 99). Entsprechend war der Fahrerstand einmal vorne in der Mitte, meistens aber über dem linken Vorderrad und an einen Dechentreiter erinnere ich mich, der eine regelrechte Plattform mit Sitzbank hatte.

Es wurde einfach alles versucht und nach und nach starben die nicht so zweckmäßigen Bauweisen aus bis die heute übliche Grundbauweise übrig blieb. Das, was Du heute mit der Elektronik meinst ist ja nur die Verfeinerung der Grundlagenarbeit, die damals gemacht wurde.
Getreide dreschen ohne Elektronik geht. Vielleicht nicht so gut wie mit, aber geht.
Aber Getreide dreschen NUR mit Elektronik (ohne Drescher :wink3: ) geht nicht.

Das war aber in der Geschichte der Technik schon immer so. Die späteren Generationen können sich ja nicht mehr vorstellen, mit welchen Problemen die Pioniere zu kämpfen hatten. Wie willst Du z.B. einen Dampfmaschinenzylinder herstellen, wenn es noch keine Drehbank gibt?
Die ganze Technik mußte sich - und hat sich - gleichermaßen entwickelt. Und keiner konnte es sich leisten, einen zu großen Sprung nach vorne zu machen. Wenn die Konkurrenten keine Chance hatten mitzuziehen, dann war er alleine und das ging meist nicht gut.

Also, nix für ungut, wie man bei uns sagt,

matador :hi:
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Trax
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by Trax »

ICH BIN RUHIG! :lol:

Okay Spaß beiseite, wenn man sich den Post von AlteMaschine anguckt, kann man den durchaus als verbalen Kinnhaken werten, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man ihn betrachtet.
matador wrote: Thu Oct 04, 2018 10:46 pmAber Getreide dreschen NUR mit Elektronik (ohne Drescher :wink3: ) geht nicht.
Wer hat das wann und wo behauptet?

Und zum Rest von deinem Post kann ich nur sagen, du hast im Grunde meinen Text nur nochmal "in blau" wiedergegeben.
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icewolf72
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by icewolf72 »

sorry für offtopic:

nen mindelheimer wie geil, habe lange zeit in dirlewang gelebt, gegenüber vom sportplatz.

deswegen mal fette grüsse in die alte heimat schicken.
AlteMaschine
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by AlteMaschine »

Hallo matador,

ja Du hast Recht, die Typenvielfalt bei den Mähdreschern kam nicht zuletzt durch die unterschiedlichen Herangehensweisen bei den Herstellern.
Trotzdem wurde von den Herstellern ein eigenes, markantes Design verfolgt.

Das beste Beispiel sind die Traktoren. Dort hatte sich das Antriebs- und Motorenkonzept in den 60er Jahren ja schon länger eingependelt. Hier wurde also kein wirkliches Neuland mehr betreten sondern lediglich weiterentwickelt. Bei den selbstfahrenden Mähdreschern wurde, zumindest was das autonome fahren anging, komplettes Neuland betreten.
Und trotzdem hatte jeder Traktorenhersteller sein eigenes, markantes Design.
Es gab runde und eckige Kotflügel. Rund war aber nicht gleich rund und eckig war nicht gleich eckig. Dasselbe bei den Motorhauben usw.. Aber ich denke Dir muss ich das nicht sagen, Du warst ja selber dabei. :)



Hallo icewolf72,

ein Dirlewanger hier, das freut mich ja total ;) Wie klein die Welt doch durch das Internet geworden ist :)

Beste Grüße aus Deiner alten Heimat zurück ;)



Schöne Grüße

Andreas
Last edited by AlteMaschine on Sat Oct 06, 2018 12:13 am, edited 1 time in total.
AlteMaschine
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by AlteMaschine »

Hallo matador,

ich komme jetzt zum eigentlichen Thema "Landtechnik" zurück.

Was für eine Holzsorte wurde früher bei den Stalldungstreuern, Ladewagen, Gummiwagen etc. für den Kratzboden, die Seitenwände usw. verwendet? War das Fichtenholz? Oder wurde anderes Holz verwendet? Weißt Du da Bescheid?
Und hat man die Traktoren, Anhänger usw. grundiert?
Und wie lange hielt z. B. die Lackierung des Kratzbodens bei regelmäßigem Einsatz?


Schöne Grüße

Andreas
elmike
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by elmike »

AlteMaschine wrote: Thu Oct 04, 2018 5:39 pm Richtig, die heutige Technik wird immer un-begreiflicher, da sie immer virtueller wird. Damals waren Pioniere am Werk, sie wollten den Menschen helfen, ihnen die Arbeit erleichtern. Heute ist das oberste Ziel, den Mitbewerber auszustechen, ihn vom Mark zu fegen. Die Koexistenz von damals gibt es nicht mehr, man begnügt sich nicht mehr mit Marktanteilen, man will der alleinige Anbieter sein ...
Die Pioniere sind heute auch noch am Werk, und auch Ihr Ziel ist es, das eigene Produkt weiter zu verbessern. Nur ist das Niveau mittlerweile so hoch, dass es ohne viel Wissen eben kaum mehr verständlich ist. Und während Mechanik meist noch "nachvollziehbar" funktioniert, wirds eben schwierig, wenn Elektronik dazu kommt, da deren Funktionsweise eben nicht mehr erkennbar ist.
Die friedliche Koexistenz halte ich für ein Gerücht. Der Markt und die Firmen waren eben kleiner und konnten kaum mehr als die lokale Nachfrage befriedigen. Damals stellten viele "Dorfschmieden" Produkte her, heute kann man ohne entsprechende Professionalität in diesem Markt kaum mehr bestehen.
AlteMaschine wrote: Thu Oct 04, 2018 5:39 pm Ja, die Mähdrescher sind ein gutes Beispiel für die damalige Typenvielfalt. Wenn man heute hergeht und die am Markt befindlichen Fahrzeuge gleichen Typs (Autos, Traktoren usw.) nebeneinander stellt, die Embleme entfernt, alle einheitlich lackiert (z. B. silbern) können die meißten nicht mehr sagen welcher Hersteller sich hinter dem jeweiligen Fahrzeug verbirgt. Das war früher anderst, es herrschte einfach eine große Vielfalt und jeder Hersteller hatte sein eigenes Design.
Optimierung. Autos müssen aerodynamisch sein und Anforderungen an den Insassenschutz und Fussgängerschutz erfüllen.
Platform-System: VW, Skoda, Seat bauen auf die gleichen Platformen, und wenn man heute mal bei Traktoren nach sieht, ist es ähnlich: AGCO verwendet viele Komponenten über mehrere Marken. Und dann gibts noch Zulieferer wie ZF, die ganze Baugruppen liefern..

elmike

P.S: Deine Lebensgeschichte tut hier nichts zur Sache. Evtl. nimmst Du Dir Deinen letzten Satz selbst zu Herzen.
AlteMaschine
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by AlteMaschine »

Hallo matador,

da das eigentliche Thema scheinbar eh keinen interessiert, klinke ich mich an dieser Stelle aus.


Schöne Grüße

Andreas
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by matador »

Hallo Andreas, AlteMaschine,

na, so schnell klinkt sich hier niemand aus.

Zu Deinen Fragen bezüglich der Miststreuer, Ladewagen usw.:

Über die Holzart weiß ich nicht Bescheid, könnte aber durchaus Fichte gewesen sein. Und über die Behandlung der Metallteile kann ich auch nichts sagen, letztlich waren die Dinger halt einfach lackiert.

Wir hatten in den frühen 60er Jahren eines der ersten landwirtschaftlichen Lohnunternehmen. Mit dem haben wir auch Mist gefahren. Seltener Miststreuer verliehen, meistens bin ich mit Lader und zwei oder drei Streuern beim Bauern auf dem Hof gewesen.

Anfangs haben wir die 2,5 ton (Ladung) Krüger-Streuer gehabt. 3 Streuwalzen. Waren im Nachhinein betrachtet noch die widerstandsfähigsten, obwohl auch sie der extremen Belastung im Lohneinsatz kaum standhielten. Da scherte es z.B. immer wieder die Spannstifte ab, mit denen die Antriebsvierkante für die Streuwalzen auf den Wellen, die aus dem Kettenkasten herausführten verbunden waren. Wenn man dann das vierte oder auch fünfte Mal alles abgebaut und neue Spannstifte eingeschlagen hatte, dann griff man halt zum Schweißapparat und schweißte die Vierkante auf der Welle einfach fest.

Später kamen dann ein Kemper-Streuer, der mit dem beweglichen Streuaggregat, und ein Eicher mit der Schwenkwalze dazu. Doch die beweglichen Streumechanismen hielten der Belastung noch weniger stand. Die Krüger hatten auch noch keine Auflaufbremse, nur eine Handbremse auf der Deichsel, die aber im Betrieb vom Fahrer nicht erreichbar war. Also fuhr man mit ungebremstem Anhänger. Der Kemper hatte dann schon eine Auflaufbremse, eine weitere Störungsquelle.

Mit diesen Erfahrungen wurde dann noch ein Seitenstreuer angeschafft. Der Markenname ist mir nicht mehr im Gedächtnis. Das war ein "Fass", in dessen Mitte eine Welle mit Kettenschlegeln verlief. Im FS gibt es von Marshall so einen Mod. Die Kettenschlegel warfen dann den Mist durch den offenen rechten oberen Viertelkreis auf den Acker. Der Streuer hielt zwar besser her als die anderen, hatte aber andere Nachteile. So mußte man beim Beladen zwischendurch immer wieder langsam die Streuwelle laufen lassen, damit sich die Kettenschlegel für den Anfang in richtige Position legten.

Gruß, matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by Darthbot »

Die Holzart war zumindest laut meinem Onkel damals Hartholz. Also Eiche, Esche oder Buche. Keine Ahnung wieso, aber wenn beim Streuer das Holz kaputt war, haben sie Eichenbretter genommen um es zu reparieren.
Und in einer Hinsicht muss ich der altenMaschine schon recht geben. Die neuen Maschinen sind einfach Mist. Man muss wegen jeder Kleinigkeit den Fachmann anrufen. Früher waren die Maschinen einfach konstruiert. Wenn was kaputt war, konnte man es einfach reparieren. Jetzt geht das nicht mehr. Ist bei Autos auch so. Alles muss immer mehr mit Elektronik vollgeklatscht werden, und wenn was nicht stimmt guckt man doof aus der Wäsche.
„And all I ask is a tall ship and a star to steer her by”
Inmitten des ewigen Kreislaufs der Zeit, wird aus lauem Wind ein Sturm entstehen.
Vom Abgrund starren Dämonenaugen weit, die die Razgriz, die schwarzen Flügel sehen.

Bei Grapthars Hammer, Bei den Söhnen Warvans. Schwöre ich dir, du wirst gerächt werden.
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by AlteMaschine »

Hallo matador,

hast Du den Mist alleine ausgefahren? Oder hat Dir da der Bauer oder ein Mitarbeiter geholfen?

Jaa, die guten alten Krüger Stalldungstreuer, die haben mich schon als Kind total fasziniert, nicht zuletzt der ungewöhnlichen Farbe wegen :). Hier bei mir in der Gegend liefen von Krüger überwiegend die H3 Streuer - die hatten das von Dir beschriebene stehende 3-Walzen Breitstreuwerk. An ein paar H4 mit vier stehenden Streuwalzen kann ich mich auch erinnern. Krüger Stalldungstreuer mit liegenden Streuwalzen habe ich noch keine in real gesehen. Vermutlich deswegen, da hier überwiegend Grünlandbetriebe sind, und für die Wiese ist das Breitstreuwerk ja gedacht.

Ja, für so einen Dauereinsatz waren die Maschinen damals nicht ausgelegt :) In der Regel wurde ja der Stallmist nur einmal im Jahr ausgebracht. Das heißt, was der Stalldungstreuer in eurem Lohnunternehmen in einem Jahr leisten musste, hat er in normalen Betrieben in sagen wir mal 10 Jahren geleistet. Wobei ich bezweifle, dass heutige Maschinen so einen Dauereinsatz einfach wegstecken.

War dann nach dem festschweißen der Vierkante auf der Welle Ruhe?

Konnte man bei den Stalldungstreuern die Handbremse nicht umstecken? Weil bei den Ladewagen zu dieser Zeit gab es das ja. Was hattet ihr für Traktoren vor den Krügern? Denn 2,5 Tonnen Mist schieben doch schon ganz nett :)

Kemper Stalldungstreuer "Fräse" waren hier auch ein paar im Einsatz. Der tolle Antrieb und die große Streubreite haben mich immer fasziniert :) Einen Eicher Miststreuer habe ich aber noch nie in real gesehen.

Bzgl. dem Seitenstreuer: Mir ist nur ein Hersteller bekannt, der das aus England stammende und bis heute gebaute System in Deutschland angeboten hat. Und zwar Howard und deren Rotaspreader.

http://www.landtechnik-historisch.de/hi ... rotavator/

Hier im Einsatz: https://www.youtube.com/watch?v=xt7aDxCN4i0

Ist der Mist nicht dem Fahrer um die Ohren geflogen? :D


Hallo Darthbot,

vielen Dank für Deine Info bzgl. dem Holz :)

Das mit "für jede Kleinigkeit den Fachmann" hat System. Allerdings unterlasse ich es, das ganze zu kritisieren. Das führt nur dazu, dass das eigentliche Thema zugemüllt wird.



Schöne Grüße an Euch zwei und die stillen Mitleser

Andreas
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten - Fortsetzung

Post by matador »

Hallo Andreas,

'mal kurz zu Deinen Fragen:

Wir hatten einen Atlas-Lader. zuerst einen 320 (nur 1 Hydraulikpumpe), dann einen 402 (2 Hydraulikpumpen) zuerst aufgebaut auf einem alten Traktor, dann auf einem alten Unimog, mit dem dann auch Grabarbeiten durchgeführt wurden, vorne Planierschild dran zum Zuschieben der Gräben. Unimog mit 25 PS und geschätzt einem "Dienstgewicht" von 2,5 oder 3 ton. Da ging beim Gräbenzuschieben nur mit Schwung etwas. Aber zurück zum Mistfahren:

Ich fuhr mit dem Lader und meistens zwei Streuern hintendran zum Bauern. Dort umgespannt, vor jeden Streuer kam ein Traktor des Bauern (oder des Nachbarn vom Bauern) und dann ging es los. Ich habe aufgeladen und zwei Mann vom Hof sind gefahren. Je nachdem, wie weit bis zum Streuort war gabe es da schon ganz schöne Pausen. War vom Hof nur ein Fahrer da habe ich aufgeladen und bin mit der vollen Fuhre Richtung Streuort gefahren. Unterwegs habe ich mich mit dem Bauern getroffen, Fahrzeugwechsel, mit dem leeren Streuer wieder zurück. Usw.

Anfangs hatten wir vor den Streuern oft noch die Traktoren, die Anfang der 50er Jahre angeschafft worden waren. Meistens irgendwo unter 25 PS und das war dann oft schon grenzwertig. Wenn das Streugebiet - Wiese oder Acker - eben war ging es meistens. Problem war öfter der Weg dort hin. Ich bin öfter als einmal mit Traktor und vollem Streuer rückwärts wieder 'runter, weil der Traktor den vollen Streuer die Steigung nicht 'raufgezogen hat. Da war dann oft die Wahl des Ganges, mit dem man die Steigung anfuhr entscheidend. Wenn man in der Steigung schalten mußte war es eh' vorbei, und wenn man mit zu kleinem Gang anfuhr fehlte der Schwung. Die Koppelung der Bremspedale war dann sowieso offen, damit man mit der Lenkbremse eingreifen konnte wenn der Traktor bergauf vorne zu leicht wurde. So ab 1962/1963 hatten dann die meisten Bauern schon einen der neuen 35er gekauft, dann ging es schon besser.

Ein Punkt bei den alten Schleppern war ja auch, dass sie noch keine Doppelkupplung hatten. Da hat man oft beim Streuen einfach weiterfahren müssen, da sich Zapfwelle und Schaltgetriebe so verspannt haben, dass man den Gang nicht mehr herausgebracht hat. Einmal hatte ich einen Streuer zu voll beladen. Streute auf der Wiese, also eigentlich problemlos. vor dem Streuer ein 19er Eicher, Einzylinder luftgekühlt. Natürlich 1. Gang und Vollgas. Der Streuer ging immer schwerer und der Eicher fiel in der Drehzahl immer weiter ab. Dann bekam der Eicher so einen metallischen Klang und ich bekam Angst, dass er sich "frisst". Auskuppeln hätte bedeutet, dass ich den Gang nicht mehr herausbringe und wieder anfahren wäre sowieso nicht gegangen. Also habe ich den Handgashebel auf Vollgas gestellt, vom Sitz 'runter, mit einer Hand gelenkt und mit der anderen den Streumengen-Hebel auf der Deichsel des Streuers erreicht und die Streumenge zurückgenommen bis sich der Eicher wieder erholt hatte.

Eine Kundschaft hatten wir, da hatten zwei Nachbarn je einen 25er Ferguson. Ohne Doppelkupplung und der Ferguson hatte die Spezialität, dass man den Anlasser über den Schalthebl betätigte. Kein Scherz, wenig bekannt, war aber so. Man mußte den Schalthebel gegenüber dem Rückwärtsgang drücken, dann wurde mechanisch der Anlasser eingerückt. Damit das nicht versehentlich passierte gab es noch eine Sperre dazu, die man mit dem Fuß bedienen mußte. Die Wiese war feucht und einer der Bauern "versenkte" seinen Ferguson, heißt, er grub sich mit den Hinterrädern ein. Normalerweise hätte man jetzt den Traktor abgestellt und Vorspann geholt. Ging aber da nicht, da bei eingeschalteter Zapfwelle der Gang nicht herauszubringen war und mit eingelegtem Gang der Traktor nicht mehr angelassen werden konnte. Also blieb der Fahrer auf der Kupplung stehen und wartete, bis der zweite Fahrer den Vorfall bemerkte (Handy gab es ja auch nicht) und Hilfe brachte.

Bei den alten Krüger-Streuern konnte man die Handbremse noch nicht umstecken. Hätte auch nicht viel genützt, da man dann am Schlepper die Halterung hätte haben müssen und es waren ja immer wieder andere Schlepper. Und ja, die aufgeschweißten Vierkante haben dann schon gehalten. Problem waren aber auch die Kratzbodenleisten. Verbogen sich mit der Zeit, da die Krüger-Streuer ja nur zwei Ketten hatten. Der Seitenstreuer - das "Fass" - wird ein Howard gewesen sein. Gab ja damals nichts anderes. Der Eicher-Streuer hatte eine schmälere Ladefläche und schräge Bordweände. Hinten nur eine Streuwalze, die hin und her schwenkte wie ein Scheibenwischer. Die gleiche Idee wie beim Kemper, nur anders gelöst. Die Idee für den Streuer war nicht schlecht, aber die bewglichen Teile halt auch anfällig.

So, wieder genug geschwärmt von den alten Zeiten ... :blushnew:

Gruß, matador
"Früher war die Zukunft auch besser" (Karl Valentin).
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