..............................................................................Urlaub auf dem Bauernhof

Die gesamte Vorgeschichte findet ihr HIER, an welcher ich hier nahtlos anschließe.
Bankrott!
Es kam, wie es kommen musste. Einige Monate nach unseren letzten Anschaffungen bekamen wir einen Anruf von unserem Buchhalter und wurden zu einem Treffen in seinem Büro eingeladen. Schon lange hatte ich dieses Bauchgefühl, doch immer wieder habe ich die Augen davor verschlossen und nur unseren Hof und unsere Arbeit gesehen... doch dann kam Tag X. Wir waren so hoch verschuldet, dass der Hof nicht mehr zu retten war, es drohte uns die Zwangsversteigerung. Offene Rechnungen hier, Leasingverträge da, es war unmöglich, uns aus eigener Kraft noch aus dieser Schuldenspirale zu retten und so ging der letzte Weg zum Gericht, um endgültig Konkurs anzumelden. Der gesamte Hof samt Land und Maschinen wurde einem Masseverwalter unterstellt und ein Ausgleich erfolgte, um die unzähligen Gläubiger zu bezahlen. Durch den Ausgleich blieben uns glücklicherweise der alte Hof der Eitlers samt Grundbesitz erhalten, einen Verlust dieses seit Generationen um Familienbesitz befindlichen Gutes nur auf Grund meines Modernisierungs- und Größenwahnsinns hätte ich wohl nicht verkraftet. Allerdings haben wir, oder besser gesagt ich, so gut wie alles andere verloren. Alle Fahrzeuge, alle Gerätschaften und Tiere, ich stand auf einem leeren und verlassenen Hof. Sogar Pavel, der in den Jahren ein treuer und ehrlicher Begleiter geworden ist, ging wieder zurück nach Polen. Und hier stand ich nun... genau so, wie der in Konkurs gegangene Lohnunternehmer vor Jahren, dem ich diverse Gerätschaften zum Spottpreis rausleierte.
Dann wurde es lange Zeit still, ich fiel in eine Lebenskrise, wurde depressiv und begann zu trinken. Mittlerweile hatte ich auch meinen alten Bürojob wieder angenommen. Der Hof war zwar noch in meinem Besitz, doch verkümmerte er nach und nach. Immer wieder kamen die Erinnerungen zurück, an die Feldarbeit gemeinsam mit Pavel, an die rauschenden Feste, die wir nächtelang am Hof gefeiert haben... und hier stand ich nun nach der Arbeit, nach Jahren wieder zum ersten mal am Hof. Die Mauern waren rissig, der Verputz bröselte von den Wänden und auf den Feldern rund um den Hof wucherte Unkraut. In den Gebäuden roch es modrig und überal lag centimeterdick der Staub.

Ich holte mir eine Flasche Bier aus dem Auto, hockte mich auf einen Holzbalken des Geräteschuppens, steckte mir eine Kippe an und begann zu schwärmen...
Den Hof wieder aufbauen. Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und dieses mal von Anfang an alles richtig machen. Von Anfang an knallhart kalkulieren, um Förderungen ansuchen, wo es nur geht. Große und kostenintensive Geräte eventuell leasen statt kaufen oder mit Lohnunternehmern zusammenarbeiten. Mein Agrarunternehmen war nach wie vor eingetragen, Bonität wieder vorhanden.

Ich trank die Flasche aus, setzte mich in´s Auto und fuhr wieder richtung Stadt, und damit in eine ungewisse Zukunft.