Weingut/Vignoble "Le fier scarabée"

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Leviath
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Joined: Sat Feb 25, 2017 1:33 pm

Weingut/Vignoble "Le fier scarabée"

Post by Leviath »

Schon seit langem liebäugle ich mit einem eigenen Weingut. Kleine, aber feine Tropfen von hoher Qualität, dazu frische Baguettes und köstlichen Käse, eine angegliederte Taverne mit regionaler Küche mit frischen Zutaten aus eigener Herstellung - ja, sowas würde mir wirklich gut gefallen. Man kann sich vorstellen wie groß meine Freude war als ich in der regionalen Tageszeitung auf ein Angebot stieß, was sofort mein Interesse weckte: Ein Weingut oben auf dem Berg gelegen, mit altem Rebenbestand, Maschinen und modernisierten Gebäuden und angegliedertem neuen Schafstall. Und das ganze zu einem wirklich unschlagbaren Preis. Wenn meine Schwester, die den familieneigenen Hof führt, mich ausbezahlt wäre diese Investition durchaus zu stemmen. Und ich würde noch ein Eigenkapital von knapp 50.000 EUR beisteuern können. Da muss doch was zu machen sein!

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Gesagt, getan - ich machte mich mit meinem altem Pickup auf zu dem besagten Weingut. Mein Name ist übrigens Francoise.... das klingt doch besser als "Eh du!", n'est pas?

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Tja, was soll ich sagen... manches ist zu schön um wahr zu sein. Das Weingut entpuppte sich als reichlich verwilderter Hof mit alten Gebäuden, von denen zumindestens das Wohnhaus einen bewohnbaren Eindruck machte - wenn man von der Bahngleisen in direkter Nachbarschaft einmal absah... Ansonsten bestanden die "modernisierten Gebäude" aus exakt einer großen Halle, die bis auf einige Strohfetzen komplett leer war - von Maschinen bis auf einen alten Fiat DT 1300 und einen Plattformanhänger nichts zu sehen. Neueren Datums und in gutem Zustand waren der erwähnte Schafstall sowie der Hühnerstall. Auf der einen Seite hatte man Geld in die Renovierung des Weinguts gesteckt, auf der anderen damit aber wohl nur wenig Erfolg gehabt. Oder die falschen Prioritäten gesetzt, auch möglich. Es war rätselhaft!

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Neben einer offenen Scheune stand ein übergewichtiger Mann mittleren Alters, der sich mir als Alfons vorstellte und schrecklich zu schwitzen schien, jedenfalls wischte er sich jede Minute mit einem schmierigen Taschentuch das Gesicht ab. Ich fragte ihn, ob er der Besitzer des Weinguts sei und er bejahte dies.

"Wo sind denn die Weinreben? Ich konnte bislang noch nirgends welche erspähen!"
- "Gibbet nimmer, sin alle verfault, da hab isch se usgegrabe und weg geschmisse!"

"Wie, nicht eine Rebe mehr? Ein Weingut ohne Weinreben?"
- "Der Wein war nich gut, nein..."

Ich runzelte die Stirn und betrachtete den Mann, der sich intensiv kratzte und mich dabei anstarrte.

"Und was ist mit den Schafen? Ich höre nicht eines blöken!"
- "Usgebüxt, da waren se wech. Vum Auto und der Isebahn geholt, nech?"

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"Mein Gott, die armen Tiere!!" - Ich schüttelte den Kopf und ließ meinen Blick über den Hof streifen. Er hatte ja schon Flair, keine Frage... aber was war ein Weingut ohne eine einzige Rebe wert? Keine Tiere, keine Felder, die man bewirtschaften könnte. Auf der anderen Seite sehr urige alte Gebäude, aus denen man doch bestimmt was machen könnte... touristisch vermarkten, dazu regionale Küche... und der Preis war immer noch gut, wenn man mal nur den Grundstückswert und die neuen Hallen zur Bewertung heran zog.

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Zu Beginn könnte man mit den Schafen und Hühnern sein Geld verdienen, dazu die Produkte aus den Gewächshäusern. Und Lohnarbeiten fielen auch immer an...

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Nachdem ich mich von dem Mann mit dem Hinweis, mich in den nächsten Tagen zu melden, verabschiedet hatte fuhr ich nachdenklich nach Hause.

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Und ja - ich habe es getan! Den Preis sogar noch etwas drücken können. Die Nebengebäude werden gerade von innen saniert und eines als Ferienhaus hergerichtet. Und mit den verbliebenen 100.000 EUR heißt es jetzt gut wirtschaften!
Leviath
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Re: Weingut/Vignoble "Le fier scarabée"

Post by Leviath »

August 2021

Der erste Schritt bestand darin, die alte Scheune aufzuräumen und die darin enthaltenen Ballen hinunter zum Schafstall zu fahren, da dort ein passender Unterstand war. Allerdings fehlte mir hierfür ein Frontlader und der alte Fiat war damit nicht ausgerüstet.

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Nach kurzer Überlegung beschloss ich, einen zweiten Traktor zu kaufen, möglichst günstig und wendig. Ich rief also ein Taxi und fuhr damit zum Landmaschinenhändler. An gebrauchten Maschinen hatte er leider nichts im Angebot, und so fiel meine Wahl letztendlich auf einen Massey Ferguson 3707 AL. Zusammen mit einer Frontlader-Konsole, Palettengabel und Ballenspieß sowie einem Gegengewicht war schon die Hälfte meines Geldes ausgegeben! Aber auf der anderen Seite war der Traktor deutlich schneller als der alte Fiat und konnte auch für leichtere Lohnarbeiten eingesetzt werden.

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Die erste Fahrt führte wieder zurück auf den Hof, wo ich mit dem Fiat den Plattformanhänger aus der Scheune zog und passend positionierte. Dann machte ich mich daran, die BigPacks umzupacken, wobei ich direkt das Futter im Hühnerstall auffüllte und beim Händler telefonisch für den Anfang 50 Hühner bestellte.

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Als ich den ersten Ballen aus der Scheune zog gab es eine große Überraschung. Verborgen hinter den Ballen stand ein alter Zetor 25 K! Ob er wohl noch funktionierte? Das würde sich wohl erst zeigen, wenn ich alle Ballen umgelanden hatte.

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Mit dem Fiat zog ich den Zetor schließlich aus der Scheune, füllte ein wenig Diesel nach und überbrückte die Elektrik. Und nach einigen Versuchen sprang der alte Zetor dunkle Qualmschwaden ausstossend tatsächlich an. Jetzt hatte ich bereits drei Traktoren! Ein Blick auf das Typenschild am Motorblock verriet mir, dass der Traktor über knapp 20 PS verfügte. Zu wenig für die Arbeit hier im hügeligen Gelände auf dem Feld, aber den ein oder anderen Hänger umsetzen und über den Hof bewegen konnte man damit schon. Nur Geschwindigkeitswunder durfte man nicht erwarten.

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Die Ballen brachte ich mit dem Fiat hinunter zum Schafstall und lud sie dort mit dem Fergie in den Unterstand. Ich räumte den Stall noch etwas auf, und nun war er bereit für neue Bewohner, 20 Schafe sollten es für den Beginn sein. Nach einer kurzen Überprüfung der Preise entschloss ich mich, mir einen Tiertransporter für einen Tag auszuleihen, denn das kam günstiger als die Transportgebühr zu bezahlen.

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Die Steigung hoch musste der Fiat mit den Tieren ganz schön kämpfen, und auch die Hofeinfahrt gestaltete sich kniffelig, viel Platz zum Rangieren war da wirklich nicht und man musste schon ein gutes Augenmaß an den Tag legen. Aber schließlich tummelten sich die Schafe zufrieden in ihrem neuen Zuhause.

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Anschließend holte ich beim Landmaschinenhändler noch ein Wasserfaß ab und befüllte die Gewächshäuser. Das Rangieren mit dem schweren Wasserfaß war mit dem Fiat mühsam, denn dieser hatte einen Wendekreis wie ein Panzer. Mit dem Zetor hingegen klappte es recht gut, und seine Motorisierung war ausreichend für diese Aufgabe.

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Zu guter Letzt wurden Dünger und Saatgut eingekauft und die Gewächshäuser entsprechend beschickt. Das sollte für den heutigen Tag auch erst einmal reichen.

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