Ein bisschen was aus alten Zeiten

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modelleicher
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by modelleicher »

Kleine Ergänzung zu der Ballengeschichte auch, vor den Hochdruckpressen kamen die Niederdruck Presse, die einfach "bessere" Garben gemacht haben bzw. ein bisschen mehr in Ballenform. Ich bin mir nicht sicher aber ich glaube kaum dass an den Mähdreschern Hochdruckpressen verbaut waren, eher Niederdruck Pressen... Zumal so ne Hochdruck Presse schon gerne ihre 35-40PS Leistung möchte, und Leistung hatten die Mähdrescher "damals" sicher nicht über. Auch mit ein Grund warum sich die Hochdruckpressen erst später durchsetzen konnten war die Traktorleistung die benötigt wird, in den 50ern war ein 40PS Traktor noch groß, in den 60ern wurde er langsam zum Mittelklasse Traktor.
Somit kamen, zumindest nach meinem wissen, die HD Pressen auch erst so mitte der 60er Jahre auf.



LG
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by matador »

@modelleicher:

Du hast recht, an den Mähdreschern waren Niederdruckpressen angebaut. Bei uns war in den 60ern eine Presse am Mähdrescher standard, erst später - nachdem sich die vom Schlepper gezogene Presse verbreitet hatte - kamen immer mehr Mähdrescher ohne Presse auf. Im Lohnunternehmen mußte man damals mindestens an einem Teil der Maschinen einfach eine Presse haben.

Dreschen mit Ballenpressen erforderte vom Fahrer erhöhte Aufmerksamkeit. Zum einen, ob die Presse auch anständig band, also zweimal, so wie es sich gehörte, oder überhaupt. Wenn nicht, hieß es absteigen und den Fehler beheben. Meistens war das Garn gerissen oder in der Garnrolle eine Unterbrechung. Auch mußte man wissen, wie man - je nach Ausführung der Garnrollenbehälter - die zwei Rollen, die in der Regel hineinpaßten, zusammenknüpfte, damit der Übergang von der einen Rolle auf die andere funktionierte.

Das andere war, so zu fahren, dass sich beim Wenden die Ballen nicht irgendwo unter dem Mähdrescher verfingen und im schlimmsten Fall irgendein Teil beschädigten. Mir ist es einmal passiert - habe ich hier schon einmal geschrieben - dass es mir beim Matador einen Ballen zwischen das rechte Vorderrad und den Überkehr-Elevator gezogen hat. Da war original nur ein Zwischenraum von ein paar Fingerbreit und der Ballen war da so hineingepresst, dass ich ihn regelrecht Halm für Halm herausschneiden mußte und am Elevator sah man später auch, dass da irgendetwas passiert war.

matador
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Vielleicht sollten wir das Rad etwas zurückdrehen,
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GIGANT-Famer
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by GIGANT-Famer »

Mähdrescher mit eingebauter Niederdruckpresse?
Muß ich das so Verstehen, das hinterm dem Mähdrescher Quarderballen zum Vorschein kamen? Gibt es da Bildmaterial zu?
elmike
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by elmike »

Hallo,

youtube öffnen, "Mähdrescher Presse" als Suchbegriffe eingeben, erstes Ergebnis:
http://www.youtube.com/watch?v=34d6f46Xyrg

elmike
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by matador »

S-U-P-E-R !!!

Claas Columbus mit Austauschmotor! (Der Mähdrescher hat Originalfarbe, der Motor schon das spätere "australgrün", in dem der Matador als erster herauskam. Später gab es nocheinmal einen Farbwechsel zum "saatengrün", erstes Modell der Senator).

Dann: Absackstand, noch kein Korntank.

Und: ganz genauso war es, der Vater auf dem Absackstand, weil die Säcke ja schwer waren, dafür der Filius auf dem Fahrersitz, mit dem Vaterblick über die Schulter.

Ganz genauso habe ich auch angefangen, nur nicht mit einem Claas Columbus unter dem Hintern,
sondern mit einem Massey-Harris 630.

Mehr alte Zeiten geht eigentlich gar nicht.

matador

Nachtrag: Austauschmotor, vergl. die Ausführungen weiter oben zum luftgekühlten Motor im allgemeinen und zum luftgekühlten VW-Käfer-Motor im besonderen. Der Columbus hatte genau wie der MH 630 einen luftgekühlten VW-Industriemotor.
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GIGANT-Famer
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by GIGANT-Famer »

matador wrote:S-U-P-E-R !!!
Mehr alte Zeiten geht eigentlich gar nicht.
Gut das wir drüber gesprochen haben. :wink3:
("Ich denke, dass da durchaus Interesse besteht, und durchs Reden (und Schreiben) kommen die Leut' zusammen.")

An emike auch ein großes Danke für diesen Link. *thumbsup*

Interessant wird das ganze vielleicht dadurch wenn ich einen beliebten Satz meiner Frau wiedergebe: "Sieh mal, das hat es früher schon gegeben".
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Trax
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by Trax »

Wenn alle anderen sagen,: "Das geht nicht", dann muss es gehen... Michael Horsch
Ingolf
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by Ingolf »

Wobei Claas den Knoter nicht erfunden sondern nur verbessert hatte.
Jetzt wird sich GIGANT-Farmer gleich freuen, der Claas Knoter ist "nur" eine Weiterentwicklung des McCormick Knoters.
Das schreibt sogar Claas auf Ihrer Seite. http://claas-gruppe.com/gruppe/historie ... rie/knoter
Nicht nur ich suche meinen genetischen Zwilling. Auch Du könntest einer sein.
Weitere Infos: https://www.dkms.de/de?adc_source=googl ... medium=cpc
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by matador »

Ist eigentlich google im Moment noch erreichbar - ?

Nein, Spass beiseite.

Aber ich habe noch eine kleine Geschichte - selbst erlebt und 100 % wahr, keine Mähdrescherfahrerlatein - zum luftgekühlten VW-Motor auf dem Mähdrescher:

Im Nachbarort hatte in Bauer auch einen Massey-Harris 630 mit VW Motor. Als die neue Saison losging und der 630er zum ersten Mal wieder dreschen sollte, lief der Motor heiß. Ich wurde hingeschickt, nachschauen, was da los ist. Der Keilriemen war drauf, das Kühlgebläse lief also, aber unten, am Kühlluftaustritt kam nur ganz wenig Luft heraus. Also den Gebläsekasten abgebaut, dann die Lichtmaschine und das eigentliche Gebläsegehäuse abgebaut, und siehe da:

Über den Winter hatten Mäuse den Weg in das Gebläsegehäuse gefunden, konnten aber nicht mehr zurück und gingen auf den Zylindern zugrunde. Ging kaum mehr Kühlluft durch. Ich entfernte so zwischen 20 und 25 toten Mäusen, baute alles wieder zusammen und der 630er lief wieder. :biggrin2:
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Ingolf
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by Ingolf »

Das nen ich mal eine effektive Mausefalle. War ja sogar eine Lebendfalle, würde nur nicht oft genug entleert.
Was lernen wir daraus, Maschinen die lange stehen sollten eventuell doch durchgesehen werden bevor die wieder in den Einsatz kommen.

Ach ja und google ist noch nicht abgeschalten. Wir sind doch nicht in zwei bestimmten Staaten. Wird hier sicherlich auch nicht passieren. Wie sollen denn sonst unsere Freunde von der NSA zu ihren Daten kommen.
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by matador »

Als ich mich in den letzten Tagen so eingehend mit der Miststreuerthematik in Oberthalbach befasst habe, ist mir eingefallen, dass ich über die Miststreuergeschichten eigentlich noch gar nichts erzählt habe. Also:

Der erste Miststreuer, der mir ein meinem Leben begenet ist, war der Hummel "Taifun". Dabei bin ich mir nicht sicher, ob der Name stimmt, aber ich habe ihn so im Kopf, "Hummel" als Hersteller und "Taifun" als Modellbezeichnung.
Das war ein Miststreuer zum Nachrüsten an einem normalen "Gummiwagen". Funktioniert hat das so:

Zum Miststreuen wurde an dem Gummiwagen die hintere und die linke Bordwand entfernt. Am Wagen waren folgende Teile auf der linken Seite über die ganze Länge der Ladefläche dauerhaft montiert:
Ein Schiene mit zwei Reihen Löchern und eine Antriebswelle.

An der vorderen Bordwand des Anhängers war eine Lagerung für einen Zapfwellenstummel angebaut, von dort ging der Antrieb über eine Rollenkette auf die geannte Antriebswelle. Nun wurde das eigentliche Streuaggreagt aufgesetzt. Dies hatte zwei stehende Wellen, circa 60 - 70 cm hoch, mit je zwei größeren, kräftigen Kettenrädern. Über diese liefen zwei Ketten, die miteinander durch querliegende, hier dann senkrecht stehende Leisten verbunden waren. An diesen Leisten waren die Streukrallen angebracht. Der ganze Apparat wurde über die lange Antriebswelle angetrieben. Ich weiß aber nicht mehr, wie der Apparat mit der Antriebswelle verbunden war, ob man zum Aufsetzen eine Lagerung öffnen mußte oder so.

Die Antriebswelle drehte sich also, die Stehenden Wellen ließen die Streukrallen an den Ketten laufen, und der ganze Apparat zog sich mittels zwei Stiftkrallen, die in die Löcher in der Schiene eingriffen auf der Ladefläche nach vorne und streute so den auf der Ladefläche befindlichen Mist nach links auf das Feld. Wenn der Apparat vorne angekommen war mußte man die beiden Stiftkrallen ausklinken und den Streuapparat auf der Ladefläche für die nächste Fuhre wieder nach hinten ziehen.

Da die Gelenkwelle oberhalb der Zugdeichsel vom Traktor zum Anhänger lief, konnte der bei den meisten Traktoren nicht an der normalen Zugvorrichtung angehängt werden, sondern es mußte dafür eine eigene Anhängevorrichtung auf die Ackerschiene geschraubt werden.

Ganz am Anfang meiner Lehrzeit hatten wir noch ab und zu so einen Anhänger in der Werkstatt, aber nachdem die "normalen" Miststreuer Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre aufgekommen waren, war der "Taifun" in kürzester Zeit verschwunden.

Geht noch weiter ...
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matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by matador »

Geht weiter:

Dann kamen die eigentlichen Miststreuer, so wies sie bekannt sind auf. Zuerst mit liegenden, dann auch mit stehenden Streuwalzen. Bei allen konnte man die Streuvorrichtung abbauen, um die Streuer auch als normale Anhänger nutzen zu können. Deshalb war bei den meisten auch der Kratzboden nicht durchgehend mit Leisten versehen, so dass man den "Kratzboden" so stehen lassen konnte, dass die Leisten alle unten waren und die Ladefläche frei. Das hieß aber auch, dass der Kratzboden vor dem Beladen in eine bestimmte Stellung gebracht werden mußte, und deshalb sah man dann immer wieder die Leute mit laufenden Streuwalzen vom Feld zurück ins Dorf fahren.

Es waren damals auch viele Zweiachser-Drehschemel in Gebrauch, einfach deshalb, weil sie das ganze Jahr über meist als normale Anhänger eingesetzt wurden. Die Streuwerke hatten zuerst meist zwei liegende Walzen, dann setzten sich die stehenden durch, zuerst mit drei, dann auch mit vier Walzen.

Kemper war dann der erste Hersteller, der das "Fräs-Streuwerk" einführte. Das hatte zwei Walzen und wurde beim Streuen an der Rückseite hin und hergeschoben. Es sollte leichtgängiger sein und gleichmäßiger streuen. Hatte aber auch Nachteile:
Man mußte als Fahrer darauf achten, den Streuer für die Straßenfahrt so auszuschalten, dass der Arm, der das Streuwerk hin und herschob nicht auf die Aussenseite ragte, und das Streuwerk hatte einen relativ hohen Verschleiß. War also für den Einsatz auf dem Bauernhof schon geeignet, aber für den Einsatz im Lohnunternehmen eigentlich zu anfällig.

Eicher kupferte das System ab, verwendete aber nur eine Streuwalze, die geschwenkt wurde. Die Streuwalze stand in Mittelstellung senkrecht nach oben und schwenkte nach links und rechts, weshalb die Bordwände des Eicher-Streuers dann auch schräg standen. Er teilte mit dem Kemper das Los der Anfälligkeit bzw. des Verschleißes.

Geht noch weiter ...
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WTG
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by WTG »

Hallo Matador,
gibts da noch Bilder davon?
LG
Werner
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by matador »

Geht weiter:

Aus dem Grund, nämlich dem Verschleiß aus dem Weg zu gehen, wurde dann bei uns auch ein Howard-Streuer angeschafft.
Das war ein brutales Ding.

Im Prinzip ein Fass, das auf der rechten Seite im oberen Viertel offen war. Die linke Seite konnte man zum Beladen aufklappen. Durch die Mitte des "Fasses" lief eine Welle, die von der Zapfwelle angetrieben wurde, und an der Ketten mit Streupratzen an den Enden hingen.

Im Stillstand hingen die Ketten nach unten. Dann wurde der Mist eingefüllt, und während des Beladens mußte man ein paar Mal kurz die Welle langsam (!) drehen lassen, damit sich die Ketten um die Welle wickelten. Dann wurde vollständig beladen und der Deckel geschlossen, so dass nur noch rechts oben auf die ganze Länge eine Öffnung war.

Auf dem Feld dann kräftig Gas gegeben - der Howard brauchte Kraft - und die Ketten schleuderten den Mist nach rechts raus.
Dabei gab es keine Vorschubeinstellung oder ähnliches, man mußte die Ausbringmenge über die Fahrgeschwindigkeit und den Abstand von einer Fahrspur zur nächsten "regulieren". Allerdings hatte der Howard auch keine anfälligen Teile wie Kratzbodenketten und -leisten, Kratzbodenantrieb, Streuwalzen mit Antrieb usw.

Auf FS-UK gibt es noch so einen Miststreuer-Mod, allerdings ist der nur für LS11.

matador
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Re: Ein bisschen was aus alten Zeiten

Post by matador »

@WTG:

Wegen Bildern könnte ich auch nur Google fragen, und bezüglich Hummel Taifun habe ich das auch gemacht, aber keine Ergebisse bekommen. Wobei das Problem natürlich auch darin liegen könnte, das ev. "Hummel Taifun" falsch ist. Was ich aber eher nicht glaube.

Gruß, matador
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