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Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Thu Mar 07, 2019 11:05 pm
by elmike
Hallo,

neben dem LS fahre ich in real auch manchmal Traktoren, doch hauptsächlich welche, die deutlich älter sind als ich, beispielsweise einen MF 158 MP.
Vor Kurzem bin ich mal wieder einen relativ modernen New Holland TD5 gefahren und mir sind ein paar Sachen aufgefallen:
Der Blinkerhebel ist rechts vom Lenkrad. Gut, Links ist der Shuttle-Hebel, aber noch genug Platz... Warum ist der rechts? Und warum geht beim Zurücklenken der Blinker nicht aus?

Und dann habe ich noch einen alten Beetpflug gesehen, bei dem man die "Schräglage" der Unterlenkeraufnahme per Kurbel einstellen konnte. Ihr wisst schon: Damit der Pflug waagrecht läuft, obwohl der Traktor mit einer Seite in der Furche fährt. Wie funktioniert das bei modernen Volldrehpflügen? Und wie wird die erste Furche gezogen, denn da muss der Pflug ja auch waagrecht sein?

Danke schon mal für Eure Antworten!

Elmike

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Fri Mar 08, 2019 7:31 am
by Haagele
Dann hat es NH wohl immernoch nicht hinbekommen eine blinkerrückstellung zu integrieren, hatte unser NH M135 auch nicht. Der blinker war aber links beim Shuttle-Hebel... Sogar unser GTA aus den 80ern und mein 2er Golf hatte schon ne Rückstellung...

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Fri Mar 08, 2019 8:50 am
by matador
Vorschlag für eine Frage im Führerschein-Prüfungsbogen:

"Wenn man hinter einem Traktor mit Anhänger her fährt und am Anhänger blinkt es links, womit muß man dann rechnen?"

1.) das Gespann biegt in Kürze nach links in einen Feldweg ein.

2.) das Gespann fährt geradeaus weiter, da der Landwirt vergessen hat, den Blinker zurückzustellen.

3.) am Anhänger blinkt es beim nächsten Feldweg plötzlich rechts und das Gespann biegt nach rechts in den Feldweg ein.

Anmerkung:
Alle drei Antworten sind richtig.

matador :biggrin2:

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Fri Mar 08, 2019 8:57 am
by tober
elmike wrote: Thu Mar 07, 2019 11:05 pm
Der Blinkerhebel ist rechts vom Lenkrad. Gut, Links ist der Shuttle-Hebel, aber noch genug Platz... Warum ist der rechts?
Elmike
Leider kann ich Dir es nicht beantworten welcher tatsächliche Grund ausschlaggebend war. MF macht das aber auch so. In den (MF) Foren sind die Besitzer aber sehr zufrieden damit weil links in kombination mit Wendeschaltung der Blinkerhebel anscheinend nicht so "gut" erreichbar wie rechts.

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Fri Mar 08, 2019 11:24 am
by elmike
Hallo,

ich habe die Blinkerhebelfrage auch mal einem befreundeten Landwirtssohn gestellt. Der hat mir dann lustige Geschichten aus der Auto-Fahrschule erzählt. So etwa:
Fahrlehrer: "Ah, Du bist ein Landwirt!"
Fahrschüler: "Stimmt, woher wissen sie das?"
Fahrlehrer: "Du schaltest jedesmal den Scheibenwischer ein, wenn Du blinken solltest!"

Elmike

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Fri Mar 08, 2019 3:00 pm
by Blindvieh
@Elmike

Moin, ich weiss nicht ob das die Antwort auf deine Frage ist, aber Lemken hat mal eine tolle Video-Reihe erstellt zum Thema Pflugeinstellungen. Hoffe das hilft weiter
https://youtu.be/ew1EFenXrtg?list=PLpr8 ... QG7ewkvvyz

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Fri Mar 08, 2019 7:43 pm
by steyr1
elmike wrote: Thu Mar 07, 2019 11:05 pm Wie funktioniert das bei modernen Volldrehpflügen? Und wie wird die erste Furche gezogen, denn da muss der Pflug ja auch waagrecht sein?

Die haben letztlich auch "nur" Drehspindeln, mit denen man den Sturz des Pfluges einstellen kann, bzw. begrenzt.

Für die erste Furche ist das ziemlich egal und nicht von großer Relevanz. Hauptsache danach passt es, wenn man die eigentliche Fläche pflügt, um ein ebenes, nicht welliges Pflugbild zu erhalten.

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sat Mar 09, 2019 11:26 am
by sabalero
Eigentlich schade, dass sich die Frage mit dem Pflug überhaupt noch stellt, pfluglose Landwirtschaft sollte längst Standard sein...

Aber naja, im Grunde gibt es 3 Szenarien:

1) pflügt man ja immer von einer Seite zur anderen (nebenbei, wenn der Trecker sich auf dem Feld von links nach rechts arbeitet, pflügt man von rechts nach links (Bewegung der Erde)). Dadurch bleibt dann natürlich jeweils an einem Ende eine Furche liegen. Auch wenn diese bei der Aussaat später ein wenig ausgeglichen wird, kann man bei jährlichem Pflügen darin ganz gut wieder ansetzen.

2)man nimmt das eine Ende in Kauf, das dann ein wenig ungerade ist (zumal man es auch wieder ganz gut ausgeglichen hat nach der Aussaat)

3) man startet falsch herum mit dem pflügen; wie du richtig erkannt hast, wird die Furche in der ersten Bahn weniger tief. Diese weniger tiefe Furche entsteht so ganz am Ende des Feldes. Anschließend kann man in diese weniger tiefe Furche normal einsetzen und erhält eine gerade Oberfläche.


Die horizontale Einstellung erfolgt meist heute meist über den Drehspindel und Drehzylinder, vgl. Foto1 (schwarz).

Das verlinkte Youtubevideo erklärt aber auch alles sehr gut *thumbsup*
Alternativ gibt es auch noch Onland-Pflügen, da steht der Traktor ohnehin waagerecht (vgl. Foto2).


Auf Foto 3 eine meiner Meinung nach vernünftige Bodenbearbeitung: Keine Bodenbearbeitung.

ein schönes Wochenende.

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Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sat Mar 09, 2019 12:01 pm
by matador
Hallo Sabalero,

" ... pfluglose Landwirtschaft sollte längst Standard sein ..."

Ich habe erst aus dem Landwirtschafts-Simulator erfahren, dass es auch ohne Pflügen geht. Respektive gehen soll.
Und sehe auch bei uns hier alle Bauern pflügen bzw. habe noch keinen gesehen, der direkt gesät hätte.

Ich konnte auch im Radio einmal einen Beitrag verfolgen, in dem über dieses Thema referiert wurde. Und offenbar gibt es da fundamental unterschiedliche Ansichten.

Die Frage ist nur: haben jetzt die Bauern 10.000 Jahre lang falsch gearbeitet?
Oder kommt da bei der pfluglosen Landwirtschaft später noch etwas nach, mit dem jetzt niemand rechnet?

Gruß, matador

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sat Mar 09, 2019 12:39 pm
by elmike
Hallo,

ich kann mich am eine Diskussion aus den Anfangstagen des LS17 erinnern: Dort wurde kritisiert, dass Pflügen den Ertrag steigert. In der Realität bringt das "Umdrehen" des Bodens die dortige Fauna so sehr durcheinander, dass eher weniger Ertrag rauskommen müsste.

Aus meiner Kindheit kenne ich auch nur Pflügen und Eggen... Aber wenn ich die Schare des alten Beetpfluges mit denen eines modernen vergleiche, dann sehe ich, dass früher deutlich flacher gearbeitet wurde... Also kann man das vermutlich nicht direkt vergleichen.

Elmike

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sat Mar 09, 2019 3:35 pm
by Trax
matador wrote: Sat Mar 09, 2019 12:01 pm Die Frage ist nur: haben jetzt die Bauern 10.000 Jahre lang falsch gearbeitet?
Oder kommt da bei der pfluglosen Landwirtschaft später noch etwas nach, mit dem jetzt niemand rechnet?
Falsch? Sagen wir mal der Pflug war bzw. ist (noch) ein notwendiges Übel.

Mehr dazu kannste dir aber von Michael Horsch erzählen lassen, der hat dazu auf der FarmCon17 einen klasse Vortrag gehalten.

https://youtu.be/uQsBoH2CadI?list=PLBZx ... WfI00&t=22 :this:

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sat Mar 09, 2019 4:46 pm
by Haagele
Mein Vater hat die Erfahrung gemacht, dass er auf bestimmte Feldfrűchte folgend mehr spitzen muss, wenn er nicht pflügt. Deshalb hat er nach ein paar Jahren pfluglosen Versuchen wieder einen Pflug gekauft um Spritzmittel zu reduzieren. Aber eben nur da wo es Sinn macht... Die Wahrheit liegt wahrscheinlich mal wieder in der Mitte. Ist auch immer die Frage wie tief gepflügt wird wann und wo gepflügt wird usw..

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sat Mar 09, 2019 7:49 pm
by Andreas2341
sabalero wrote: Sat Mar 09, 2019 11:26 am Eigentlich schade, dass sich die Frage mit dem Pflug überhaupt noch stellt, pfluglose Landwirtschaft sollte längst Standard sein...
Vielleicht ist das für euch interessant...

LG
Andreas

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sat Mar 09, 2019 10:57 pm
by sabalero
Was Andreas anspricht ist Mulchsaat, also immer noch Bodenbearbeitung. Ich meine Direktsaat.

Wie gerne würde ich euch schöne Artikel verlinken, aber in Deutschland ist die Forschung zu diesem Thema leider komplett für den Popo.

Auf deutsch gibt es aber auch ein paar Vorträge zum Thema auf Youtube, solche Sachen kann man beim LS zocken ja auch mal ganz gut im Hintergrund laufen lassen :)

Für den Einstieg empfehle ich euch folgendes Video, ein Vortrag von Max Henne, immerhin Träger des Ceres Awards (sozusagen der GoldenBoy der deutschen Landwirtschaft).

Ansonsten kann ich Herrn Alexander Klümper sehr empfehlen.

Wer im Englischen bewandert ist einfach mal Gabe Brown googlen, einer der größten Pioniere. Hat sich teilweise über 7% Humus und einen so tolles Bodenleben aufgebaut, dass er überhaupt keine Pflanzenschutzmittel mehr braucht.

machen es alle Landwirte falsch... Ja, klingt komisch, ist aber so. Das Problem der Deutschen Landwirte ist mMn, dass sie viel zu sehr in ihrem Hamsterrad gefangen sind, als das sie mal etwas abseits oder auch nur außerhalb der Muster denken würden. "Das wurde schon immer so gemacht". PUNKT.

Beispiel: Der Senf
Seit über Zwanzig Jahren zeigt wirklich jede einzelne Studie, jeder Professor trichtert es seinen Studenten ein, und jeder Berater erwähnt es in seinen Vorträgen: Senf ist als Zwischenfrucht nicht geeignet. Ob in der Bindung von Stickstoff im Boden, Bildung organischer Substanz, Erosionsschutz oder Bodenlockerung, der Senf liefert nicht so viel wie andere. Und was machen die Landwirte? Weiter Senf anbauen "Machen ja alle".

(für die, die es nicht wissen, Senf gibts nicht nur aufm Brot, sondern auch als Pflanze, in D vor allem als Zwischenfrucht (ZF) angebaut)

Re: Ein paar Fragen an die realen Landwirte...

Posted: Sun Mar 10, 2019 5:13 am
by matador
Guten Morgen zusammen!

Ja - wie schon befürchtet - es gibt verschiedene Meinungen dazu. Als Nicht-Landwirt kann ich natürlich nicht mehr mitreden. Mein "gesunder Menschenverstand" meint allerdings: Die Bodenlebewesen sind doch alle sehr klein, die Regenwürmer, auf die es Michael Horsch in seinem Vortrag angekommen ist, dürften davon mit Abstand die größten sein. Und wenn dann ein Pflug einen Streifen von, sagen wir 20 x 20 cm, einfach umdreht dürften das auch die meisten der Regenwürmer überleben. Dafür holt der Pflug ausgeruhten Humus nach oben und bringt die bisherige Oberfläche mit den Stoppeln und den Wurzeln nach unten, wo diese Pflanzenreste zu neuem Humus werden können.

Zu "Machen alle so" eine wahre Geschichte, die ich selbst miterlebt habe:

Anfang 60er Jahre, die Bauern kaufen gerade alle neue Traktoren, meistens in der 35-PS-Klasse. Mein Vater als kleiner Landmaschinenhändler bietet auf einem Hof, auf dem die alte Bäuerin die Hosen anhat, auch an. Wir hatten damals bevorzugt Eicher und MF angeboten, ein größerer Händler vertrieb Güldner und ein noch größerer McCormick (=IHC). Der Meinungsführer im Dorf aber fuhr früher Lanz und jetzt Fordson.
Es gab ein langes Hin und Her, ich weiß nicht mehr, was der alte Bauer und die junge Tochter des Hofes wollten, aber letztendlich entschied die alte Bäuerin, dass ein Fordson Super-Dexta gekauft wird. "Wenn der für de andern guat gnua is, dann is as für uns aa."
Mein Vater mußte den Fordson dann extra beschaffen.

Gruß, matador